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Herzkrankheiten

Sammelbegriff für viele verschiedene Erkrankungsformen des Herzens, die entweder am Herzen isoliert auftreten können oder mit Erkrankungen anderer Organe bzw. Organsysteme des Körpers kombiniert oder Folgeerkrankungen davon sind. Gemeinhin versteht man unter dem Begriff Herzleiden die Kombination einer Herz Blutgefäß und Nierenerkrankung, denn die Funktionen dieser Organsysteme sind so aufeinander abgestimmt, daß die Schädigung eines der Systeme die anderen mitbetrifft und einbezieht.

H. haben eine Verschlechterung der Blut und Sauerstoffversorgung des Körpers zur Folge. Diese Verschlechterung ist am gefährlichsten für den Herzmuskel selbst und für das Gehirn
.

Ein Herzinfarkt beispielsweise tritt dann auf, wenn eine oder mehrere der den Herzmuskel versorgenden Arterien (Herzkranzgefäße, Koronarge f äße) durch Verschluß oder Zerreißen ausfallen, so daß der von ihnen versorgte Bereich des Herzmuskels abstirbt. H. sind die häufigste Todesursache in hochzivilisierten Ländern (in den USA 37 °/o). Die Zahlen täuschen allerdings, weil durch die Erfolge der Medizin auf anderen Gebieten immer mehr Menschen das für eine Herzerkrankung kritische Lebensalter erreichen. Ungefähr 60 °/o aller Menschen, die an einem Herz und Gefäßleiden sterben, sind älter als 65 Jahre. Herzgefäßleiden sind in erster Linie degenerative Prozesse. Eine vernünftige, sinnvolle Lebensweise vermag zwar, diese Prozesse hinauszuzögern, ganz und gar aufzuhalten sind sie jedoch nicht.

Gerade in den letzten Jahren hat die Diagnostik und Behandlung der kardiovaskulären (kardio: das Herz betreffend; vaskulär: das Blutgefäßsystem betreffend) Leiden gewaltige Fortschritte gemacht: die Diagnostik wurde erweitert, neuartige Medikamente entwickelt, die Herz Kreislauf Chirurgie beschritt völlig neue Wege, deren Höhepunkte ohne Zweifel die ersten, relativ erfolgreichen Herzverpflanzungen waren. Selbst die Überlebenschancen für Patienten mit einem Herzinfarkt haben sich durch neuartige Behandlungsmethoden erheblich gebessert.

Welche Arten von H. unterscheidet man?

Es gibt mindestens 20 verschiedene Arten organischer H., die entweder den Herzmuskel selbst, die Herzklappen, den Herzbeutel oder die Herzinnenhaut betreffen. Daneben besteht eine zweite große Anzahl funktioneller H., bei denen die Funktion bzw. die Leistung des Herzens beeinträchtigt ist oder über andere Herzbeschwerden geklagt wird, ohne daß organische Veränderungen des Herzens nachgewiesen werden können.

Organische H.:

2 °/o aller Herzfehler sind angeboren, d. h. sie entwickeln sich vor der Geburt und werden in der Regel im frühen Kindesalter festgestellt. Bei den sog. Blue Babies liegt ein angeborener Herzfehler vor, der eine Vermischung von venösem und arteriellem Blut im Herzen zur Folge hat.

Andere Formen organischer H. stehen in ursächlichem Zusammenhang mit einer Unterfunktion endokriner Drüsen, mit einer chronischen Lungenkrankheit, die das Herz überbeansprucht, mit schweren Anämien, mit Ernährungsstörungen, mit Vergiftungen durch Schwermetalle oder Abbauprodukte des Stoffwechsels (z. B. bei der Urämie) und mit direkten Verletzungen des Herzens.

Die zweite große Gruppe organischer H. wird durch Infektionen verursacht. Das rheumatische Fieber ist die häufigste Ursache. Auch durch Syphilis, Diphtherie, Tuberkulose und Typhus kann es zu organischen Herzveränderungen kommen. Glücklicherweise können heute diese Grundkrankheiten gut behandelt werden, meist noch bevor sie einen Herzschaden verursachen. Vor der Entdeckung der Antibiotika war eine bakterielle Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) meistens tödlich. Heute ist sie mit Penicillin oder anderen antibiotischen Mitteln in 80 °/o der Fälle und mehr heilbar. Der Herzbeutel, in dem das Herz liegt, kann ebenfalls entzündlich erkranken. Infolge Verhärtung und Verdickung des Herzbeutels kann das Herz schließlich in seinen Aktionen behindert werden. Diese Krankheit, die konstriktive Perikarditis, kann operativ durch streifige Durchtrennung des narbigen Herzbeutelgewebes geheilt werden. Infektionen sind die Hauptursache der H. im Kindes und Jugendalter. Dabei entsteht eine gefürchtete Komplikation immer dann, wenn die entzündlichen Veränderungen auf die Herzklappen übergreifen und diese durch Narbenbildung, Schrumpfung usw. derart verändern, daß sie ihrer Aufgabe als Ventil nicht mehr gerecht werden können. Jedes Pumpsystem mit verengten oder undichten Ventilen arbeitet unökonomisch. Die Pumpe, in diesem Fall das Herz, wird überlastet und schneller verbraucht. Das Herz wird insuffizient, d. h. es kann die geforderte Leistung nicht mehr erfüllen.

Was ist ein Herzinfarkt?

Es handelt sich dabei um den Verschluß eines Herzkranzgefäßes durch einen Thrombus (Blutgerinnsel) oder um eine anderweitige Unterbindung der Blutzufuhr. Ein Herzinfarkt kann zum plötzlichen Tod führen (Herzschlag); in schätzungsweise 85 °/o der Fälle ist er jedoch nicht tödlich. Bei richtiger Behandlung erholt sich der Patient, und je jünger er ist, desto größer ist seine Lebenserwartung.

Obwohl der Herzinfarkt plötzlich auftritt, hat sich das Grundleiden, die »Verkalkung« der Herzkranzgefäße, meistens über Jahre hin entwickelt. Bei der Arterienverkalkung wird die Innenwand der Arterie dicker und rauh. Infolgedessen können sich plötzlich Blutgerinnsel bilden. Die Behandlung des Herzinfarktes besteht in erster Linie in allgemeiner Ruhe. Es können Medikamente gegeben werden, die den Gefäßkrampf lösen, sowie blutgerinnungshemmende Mittel. Bei Vermeidung starker Belastungen des Herzens während der Genesungszeit kann der Patient in der Regel gesunden und wieder eine normale Lebensweise aufnehmen. In manchen Fällen ist der geschädigte Teil im Herzmuskel allerdings so ausgedehnt, daß das Herz geschwächt bleibt und Insuffizienzsymptome auftreten.

Die Ursache für einen Herzinfarkt ist, wie gesagt, meistens eine Arterienverkalkung. Hierbei scheint der entscheidende Faktor die Ablagerung von Cholesterin in den inneren Gefäßwandschichten zu sein. Da der Körper jedoch in der Lage ist, große Mengen von Cholesterin aus den zugeführten Nahrungsmitteln selbst zu bilden, ist eine bestimmte fettfreie Diät kein sicheres Mittel zur Verhütung einer Arterienverkalkung und eines Herzinfarktes.

Was ist eine Angina pectoris?

Das Wort bedeutet »Enge in der Brust«. Bei 95 °/o dieser Fälle handelt es sich auch hier um eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Im Vergleich mit dem Herzinfarkt ist die Angina pectoris jedoch nicht so gefährlich. Die Schmerzen treten auf, weil der Herzmuskel nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wird. Sie müssen allerdings nicht immer ausgeprägt sein, manchmal besteht nur ein Gefühl der Enge und des Druckes in der Brust.

Es handelt sich bei der Angina pectoris um eine Art Herzschwäche, bei der der Herzmuskel mehr Arbeit leisten soll, als er Brennstoff (Sauerstoff) dafür bekommt. Die Brustschmerzen sind von einer Verengung oder Kontraktion der kleinen Arterien begleitet. Ausgelöst werden können diese Schmerzen durch körperliche Überanstrengung (besonders nach einer Mahlzeit), seelische Erregung oder plötzliche Wetterumschläge. Es gibt viele gute und schnellwirkende Mittel gegen diese Beschwerden.

Was ist eine Herzinsuffizienz, und wie zeigt sie sich?

Bei der Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, seine Aufgabe als Blutpumpe ausreichend zu erfüllen. Die Herzinsuffizienz kann im Gefolge von Herzklappenveränderungen und angeborenen Herzfehlern, unzureichender Ernährung des Herzmuskels (Herzkranzgefäßverkalkung, Koronarsklerose) oder erhöhtem peripheren Widerstand (Gefäßverengung, Bluthochdruck) entstehen.

Jede Herzinsuffizienz ist eine schwere Erkrankung, die jedoch nicht tödlich enden muß, vor allem dann gute Heilungschancen hat, wenn es gelingt, die auslösenden Ursachen zu bessern oder gar zu beseitigen (z. B. Operation eines Herzfehlers, Senkung des Bluthochdruckes). Das Hauptsymptom der Herzinsuffizienz ist Kurzatmigkeit oder Atemnot. Die Atemstörungen nehmen in dem Maße zu wie der ursächliche Krankheitsprozeß. Zuerst bemerkt der Patient, daß er bei leichten Anstrengungen, z. B. Treppensteigen, außer Atem kommt. Bei ungewohnten körperlichen Anstrengungen muß er sich setzen und ausruhen, um sich langsam wieder zu erholen. Nachts benötigt er ein zusätzliches Kopfkissen; u. U. stellt er auch fest, daß er nur in leicht sitzender Stellung einigermaßen gut schlafen kann. Bei fortschreitendem Krankheitsverlauf muß er sogar in Ruhe nach Luft schnappen. Ein weiteres häufiges Zeichen ist das Anschwellen der Fußknöchel, vorwiegend am Abend, wenn auch dieses Symptom nicht immer für eine H. charakteristisch ist Ödeme, die aufgrund einer Herzinsuffizienz entstehen, bilden sich, wenn sich das rückfließende venöse Blut vor dem überlasteten Herzen derart staut, daß seröse Flüssigkeit aus den kleinsten Blutgefäßen heraustritt und zwischen den Zellen des umgebenden Gewebes versickert. Je nach Ausmaß der Herzinsuffizienz können solche Odeure in verschiedenen Graden und an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten, bevorzugt an den Unterschenkeln, in der Leber, in den Lungen. Die Behandlung einer solchen »feuchten« Herzinsuffizienz muß immer zweigleisig erfolgen: 1.) Stärkung des Herzmuskels durch geeignete Medikamente und 2.) Förderung der Flüssigkeitsausscheidung durch sog. Diuretika, d. h. Mittel, die Ödeme mobilisieren und die Harnabsonderungen anregen. Da Natrium die Ansammlung von Flüssigkeit im Körper begünstigt, wird zusätzlich meist eine kochsalzarme Diät verordnet.

Ein überfordertes Herz macht alle Anstrengungen, seinen Aufgaben dennoch gerecht zu werden. Die Muskelmasse nimmt zu (Hypertrophie); das Herz dehnt sich aus, damit seine Hohlräume größer werden (Dilatation). Dieser Fähigkeit zur Kompensation sind jedoch Grenzen gesetzt, besonders dadurch, daß die Blutversorgung mit der Zunahme der Muskelmasse nicht mehr Schritt hält. Ebenso schlägt der Kompensationsversuch, durch schnellere Schlagfolge mehr Blut zu befördern, sehr leicht ins Gegenteil um; die Leistung wird unrationell, es kommt zu Rhythmusstörungen.

Bei einem krassen Mißverhältnis von geforderter und erbrachter Herzleistung spricht man von einer dekompensierten Herzinsuffizienz. Wenn die Rekompensation durch die oben beschriebenen Maßnahmen gelingt, hat der Kranke durchaus Chancen, weiterhin ein normales Leben zu führen, allerdings ein Leben mit gewissen Einschränkungen:

Der Patient muß lernen, mit der ihm verbliebenen Leistungsfähigkeit auszukommen. Das bedeutet viel Ruhe und Entspannung, Verringerung des Übergewichtes, genaue Beachtung der ärztlichen Anweisungen und Mäßigung beim Konsum von Genußmitteln und Tabak.

Funktionelle Herzkrankheiten:

Sie werden meistens durch Fehlleistungen des vegetativen Nervensystems ausgelöst und können ähnliche Beschwerden machen wie ein organisches Leiden (wenn auch ohne die groben Symptome einer Insuffizienz). Viele »Herzstörungen« sind psychogener Natur, d. h. der Patient fürchtet und glaubt, daß er herzkrank sei und klagt über entsprechende Symptome, die er wirklich empfindet, z. B. Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Schwindel. Bei solchen Patienten besteht die Aufgabe des Arztes, nachdem er ein Herzleiden durch exakte Diagnostik ausgeschlossen hat, darin, sie davon zu überzeugen, daß sie nicht organisch krank sind. Er wird ihnen eine psychotherapeutische Behandlung anraten.

Welche Symptome sprechen für eine organische Herzerkrankung?

1.) Herzjagen, unregelmäßige Herzschläge.

2.) Kurzatmigkeit nach leichten Anstrengungen.

3.) Schmerzen in der Brust, die oft in den linken Arm ausstrahlen.

4.) Schwellungen an den Fußknöcheln, Unterschenkeln und seltener am Bauch.

5.) Schwindel.

6.) Uncharakteristische Oberbauchbeschwerden.

7.) Anhaltende Kopfschmerzen.

8.) Ungeklärte Müdigkeit.

Wie kann man sein Herz schützen?

Bei alarmierenden Zeichen einer H. sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Zur Erkennung einer H. gibt es heute viele Mittel: Stethoskop, Blutdruckapparat, Röntgenaufnahme, Elektrokardiogramm (EKG), Herzkatheter. Durch eine rechtzeitige Behandlung von Infektionen lassen sich bestimmte H. vermeiden.

Zudem helfen die einfachsten Regeln einer maßvollen Lebensweise (nicht zu viel essen, keine körperlichen Überanstrengungen, jedoch regelmäßiges, leichtes körperliches Training, mäßiger Genuß von Tabak und Alkohol). Das Körpergewicht sollte in normalen Grenzen gehalten werden. Ferner sollte tagsüber eine Ruhepause eingelegt werden. Schließlich sollte man nicht zu sehr um sein Herz besorgt sein.

 

 

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