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Altern

Altern ist ein normaler Vorgang, ein Abschnitt im natürlichen Ablauf eines Lebens wie das Wachsen zu Beginn und das SichEntfalten nach Abschluß des Wachstums. Der Vorgang des Alterns zeigt sich – spürt man ihm mit dem Mikroskop nach – an allen Organen des Körpers. Die lebenden Zellen der Gewebe büßen allmählich an löslichen Stoffen ein, so dass schließlich die schwerer lösliche Grundsubstanz vorherrscht, die unter Wasserverlust eine Art Schrumpfungsprozeß durchmacht. Zugleich lässt der Säftestrom langsam nach, der in der Jugend alle Gewebe des Körpers lebhaft durchspülte. Er wird mit zunehmendem Alter träger und durch den Schrumpfungsprozeß, den die Gewebe
erleiden, behindert. Dadurch erweisen sich die Zellen langsam als immer weniger gut ernährt, es häufen sich Stoffwechselschlacken in ihnen an, sie schrumpfen und rücken näher aneinander. So werden die von ihnen aufgebauten Gewebe und Organe spröder und kleiner, und es kommt zu den Erscheinungen, die wir mit dem Begriff des Alterns verbinden. Es tritt bei den einzelnen Menschenrassen verschieden früh ein, und auch innerhalb einer Rasse gibt es Unterschiede, die durch das Geschlecht – Frauen altern meist etwas früher als Männer –, durch die ererbte Konstitution, durch die Lebensbedingungen des einzelnen usw. verursacht sind. Am offensichtlichsten ist der Alterungsprozeß der Haut. Sie wird trocken, oft sogar schilfert sie richtig ab, wird »schrumpelig«. Durch die gleichzeitige Verminderung des Fettbestandes im Unterhautzellgewebe scheint sie für den Körper etwas zu weit zu werden, es bilden sich Falten; so entsteht die trockene, welke Haut des alten Menschen. Die Geschwindigkeit der Vernarbung von Wunden nimmt deutlich ab. – Die Knochen werden porös und brüchig. Die alternden Gelenke verlieren an Beweglichkeit, weil die Bänder an ihnen starrer werden und die Knorpelüberzüge der Gelenkflächen an Elastizität einbüßen. – Die Kieferknochen werden flacher und mit ihnen die Zahntaschen, so dass die Zähne, auch wenn sie ges und geblieben sind, schließlich ihren Halt verlieren und ausfallen. – Der Ausfall und das Grauwerden der Haare sind bekannte Anzeichen des Alterns. – Der Stoffwechsel ist verlangsamt, die Verdauungsdrüsen sondern weniger Säfte ab, der Nahrungsbedarf wird geringer, die Verträglichkeit schwerer Speisen nimmt ab. – Das Herz muss im Alter unter schwereren Bedingungen als in der Jugend arbeiten und neigt daher eher zum- Versagen. Die alternden Blutgefäße verlieren durch Einlagerung von Fettstoffen und Kalk an Elastizität; das Ergebnis ist die Arterienverkalkung, die als normale Alterserscheinung aufzufassen ist; nur wenn sie vorzeitig auftritt, ist sie als Krankheit anzusehen. – Gehirn und Nervensystem bleiben vom Altern nicht verschont: Der Mensch reagiert im Alter nicht mehr so schnell wie in jüngeren Jahren. Das Gehirn büßt immer mehr seine Fähigkeit ein, neue Tatsachen (Namen, Ereignisse usw.) zu registrieren und damit zu einem Bestandteil des Gedächtnisses zu machen. So kommt es, dass der alte Mensch den Namen neuer Nachbarn immer wieder vergißt, während er die Namen seiner Jugendfreunde noch kennt. Die Augen büßen an Sehkraft ein (Altersweitsichtigkeit, weil die Augenlinse an Elastizität verliert). Das Hörvermögen wird ebenfalls schlechter, wobei zuerst die Hörfähigkeit für die oberen Töne der Hörskala verlorengeht (Altersschwerhörigkeit). – Seelisch besteht im Alter eine Abwendung von der Gemeinschaft, eine zunehmende Absonderung und ein Rückzug auf das eigene Ich; der alte Mensch ist in hohem Grad selbstmordgefährdet. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag 1880 in Deutschland bei 34 Jahren, um 1900 bei 42 Jahren; für den heutigen Neugeborenen liegt sie bei etwa 70 Jahren. Wer das 40. Lebensjahr erreicht hat, kann im Durchschnitt damit rechnen, 75 Jahre alt zu werden. Die Zahl der Menschen, die ein hohes Alter erreichen, hat in den vergangenen Jahrzehnten ständig zugenommen. Ein spezieller Zweig der Medizin, die »Gerontologie«, beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Problemen des Alters und des Alterns. Die »Geriatrie« als praktisches Fach der Heilkunde bemüht sich um Verhütung und Behandlung der Alterskrankheiten. Zur Beantwortung der grundsätzlichen Frage, wodurch es eigentlich zu den Alternsvorgängen im Organismus kommt, werden auch die Ergebnisse der modernen Immunitätsforschung herangezogen (Näheres dazu ist unter Autoaggressionskrankheiten und Immunität gesagt.) Zweifellos wird der Alterungsprozeß durch folgende Faktoren beschleunigt: Erbfaktoren, feuchtheißes Klima, städtisches Leben, Ledigsein, Armut, Störung des natürlichen biologischen Rhythmus durch den Lebens- und Arbeitsstil, vitaminarme und fettreiche Ernährung, Alkohol- und Nikotinmißbrauch, Bewegungsmangel, chronische Vergiftungen, Infektionskrankheiten, hoher Blutdruck. Das beste Mittel für ein Altern ohne Beschwerden heißt »in Tätigkeit bleiben«. Das gilt in gleicher Weise für den Körper mit allen seinen Organen wie für Gehirn und Seele. Das Sprichwort »Wer rastet, der rostet« gilt ganz besonders für das Alter. Bewegung, Training und sinnvolle Lebensführung erhalten das Leben im Alter Genussreich. Jedes Zuviel allerdings ist unges und und muss vermieden werden. Der ältere Mensch benötigt häufigere, wenn auch kurze Ferien. Wenn der ältere Mensch seine Berufstätigkeit aufgeben muss, soll er sich einer kleinen Nebenbeschäftigung oder sinnvollen Liebhaberei zuwenden. Der Arzt kann bei stärkerem Leistungsabfall mit entsprechenden Präparaten helfend einspringen. Siehe auch unter Verjüngung. Näheres über die Alterserscheinungen an einzelnen Organen ist unter den jeweiligen Stichworten gesagt, z. B. bei Arterienverkalkung, Gedächtnis, Schwerhörigkeit, Weitsichtigkeit usw.

 

 

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