Gesundheitslexikon
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Erbrechen

Der Vorgang des Erbrechens setzt das Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Einzelfunktionen voraus und ist nicht einfach dadurch erklärt, dass man annimmt, der Magen »drehe sich um». Der Magen hat beim Erbrechen sogar besonders wenig zu tun; er wird einfach völlig schlaff. Zugleich wird der Mageneingang so weit wie möglich geöffnet, und die Kraftentfaltung, die notwendig ist, um den Inhalt des erschlafften Magens wieder herauszubefördern, wird vom Zwerchfell und von den Muskeln der vorderen Bauchwand übernommen. Um das Zusammenwirken dieser verschiedenen Einzelvorgänge in richtiger Weise zu regulieren, gibt es im Gehirn
ein Brechzentrum. Wird es gereizt, so treten die Erschlaffungen bzw. die Krampfungen an den verschiedenen beteiligten Muskelgruppen ein, die zusammen das Erbrechen bewirken. Eine solche Reizung des Brechzentrums kann beispielsweise durch irgendwelche Giftstoffe, die mit der Nahrung aufgenommen wurden und die von dort mit dem Blutstrom zum Brechzentrum gelangten, zustande kommen. Ebenso können bestimmte Reizwirkungen auf die Magenwand selbst (durch unverträgliche Speisen ausgelöst) oder eine mechanische Reizung der hinteren Rachenwand (durch den in den Hals gesteckten Finger) über Nervenleitungen zum Brechzentrum weitervermittelt werden und nun von dorther zur Auslösung eines Erbrechens führen. Das Brechzentrum kann aber audi, wie bekannt, durch einen starken Reiz auf den Gleichgewichtsapparat mitergriffen werden, und so kommt es zum Erbrechen bei der Seekrankheit (Näheres s. unter Reisekrankheit). Durch bestimmte Stoffe, die während der Schwangerschaft von der sich entwickelnden Frucht in den mütterlichen Organismus gelangen, wird wahrscheinlich jener Reiz auf das Brechzentrum ausgeübt, der bei vielen werdenden Müttern in den ersten drei Monaten zum »Schwangerschaftserbrechen« führt. Giftig wirkende Stoffe, die infolge einer chronischen Nierenerkrankung oder einer in der Schwangerschaft auftretenden Nierenschädigung im Organismus angesammelt werden, bedingen das Schwangerschaftserbrechen in den späteren Monaten der Schwangerschaft und das Erbrechen bei manchen chronischen Nierenerkrankungen. Schließlich sei hier noch als ein weiteres Beispiel für das – immer durch Reizung des Brechzentrums ausgelöste –Erbrechen jenes erwähnt, unter dem manche Patienten leiden, die an einer Geschwulst im Gehirn erkrankt sind und bei denen durch diese Geschwulstbildung eine Reizung des Brechzentrums zustande kommt. Erbrechen kann noch bei folgenden Erkrankungen auftreten: Magengeschwür, Magenkrebs, Darmverschluß, Blinddarmentzündung, Darmparasiten, Gallenkolik, (siehe Gallensteine), Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, Nierensteinkolik (siehe Nierensteine), Hirnerkrankungen, Migräne, und Meniirescher Symptomenkomplex. Schließlich kann Erbrechen auch psychisch ausgelöst werden (Ekel, Abneigung, Konflikte). Wenn es so viele Ursachen für das Symptom Erbrechen gibt, ist es selbst- verständlich, dass hier nicht einfach »ein Mittel gegen Erbrechen« genannt werden kann. Es muss ja zunächst die im Einzel- fall vorliegende Ursache klargestellt wer- den; die Behandlung, die dann zu ihrer Beseitigung geeignet ist, lässt sozusagen nebenbei auch das Erbrechen verschwin- den. – Es gibt auch Situationen, in denen Erbrechen erwünscht ist, so z. B. wenn eine verdorbene Speise oder ein Gift möglichst schnell wieder aus dem Magen herausbefördert werden soll. Darüber ist Näheres unter Vergiftungen gesagt.

 

 

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