Gesundheitslexikon
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Konstitution

Der erwachsene Mensch ist das Produkt aus seinen Erbanlagen und den Einflüssen der Umwelt, denen er bisher ausgesetzt war. Wenn der Arzt von der Konstitution eines Menschen spricht, so meint er das Bild, das ein Mensch jetzt bietet. Dabei setzt er ebenfalls voraus, dass diese Konstitution in ihren Grundlagen ererbt wurde und dass alle diese Umwelteinflüsse, die bisher auf diesen Menschen eingewirkt haben, aus diesen ererbten Grundlagen das geformt haben, was den Menschen heute kennzeichnet. Dabei interessiert sich der Arzt besonders dafür, wie er sich Infektionen und sonstigen Gesundheitsstörungen gegenüber verhält, wie seine Reaktionsbereitschaft, seine Leistungs und Anpassungsfähigkeit beschaffen sind. In einer bestimmten Konstitution kann eine besondere Bereitschaft (Disposition
) zu bestimmten Krankheiten, etwa der Haut oder der Gelenke, enthalten sein. Ärztliche Erfahrung ergab, dass offenbar zwischen bestimmten KörperbauTypen, also dem äußeren Habitus eines Menschen, bestimmten Charakteranlagen und bestimmten Neigungen zu Erkrankungen (speziell zu bestimmten Geisteskrankheiten) Beziehungen bestehen. Die auf Gr und dieser Beziehung von Professor Kretschmer ausgearbeitete Konstitutionslehre unterscheidet drei Konstitutionstypen: nach ihrem äußeren Habitus einen pyknischen, einen athletischen und einen leptosomen Typ. Der Pykniker zeigt ein rundliches, wohlgenährtes Aussehen und frische Gesichtsfarbe; sein Knochenbau ist eher zart, seine Muskulatur weich. Sein Gesicht ist weich, r und und breit; er hat harmonische Körperproportionen und ein weiches Profil mit fleischiger Nase. Bart und Körperbehaarung sind bei ihm gleichmäßig und reichlich, jedoch besteht meist eine Neigung zur Glatze. – Der Athletiker ist schlank; sein Schultergürtel ist breit ausladend und muskulös, das Becken ist schmal, seine Beine sind schlank. Sein Knochenbau ist stark, seine Muskulatur straff. Er hat eine kräftige Physiognomie mit vortretendem Kinn und markiertem Knochenrelief. – Der Leptosome schließlich ist der Mensch mit langen schmalen Gliedern und einem langgezogenen schmalen Brustkorb. Knochen, Muskeln und Haut sind dünn, grazil; er ist mager. Der verhältnismäßig kleine Kopf hat eine langgezogene schmale scharfe Nase. (Der sogenannte asthenische Typ ist eine Untergruppe des Leptosomen, bei dem die »Schattenseiten« dieses Konstitutionstypes – jeder Typ hat sozusagen seine Vor und Nachteile – besonders betont sind.) Den einzelnen Körperbautypen entsprechen bestimmte Charakterveranlagungen. Die des Pyknikers nennt man »zyklothym«; ihr Grundton ist der Wechsel zwischen freudigen und traurigen Stimmungslagen. Geisteskranke, die einen pyknischen Habitus zeigen, leiden – wenn man hier nur die beiden »großen« Geisteskrankheiten berücksichtigt – vornehmlich an manischdepressiver Krankheit, während die Schizophrenie hauptsächlich bei solchen Geisteskranken zu finden ist, die einen leptosomen Habitus zeigen. Entsprechend nennt man die Charakterveranlagung des gesunden Leptosomen »schizothym« und meint damit seine mehr stille, in sich gekehrte, zum Grübeln neigende Grundhaltung, die ihm oft auch einen schnellen Kontakt zu den Mitmenschen erschwert, während der Zyklothyme in Gesellschaft meist aufgeschlossen ist.

 

 

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