Gesundheitslexikon
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Arthritis

Gelenkentzündung. Von den vielen Ursachen einer A. sind einige noch ungeklärt. Diese weit verbreitete Erkrankung wird heute unterschieden in akute und chronische A.

Zur akuten A gehören:

1. seröse A.: Sie tritt von selbst (spontan) oder nach Verletzungen, meist an einem Gelenk, auf, z. B. als Folge einer Quetschung (Kontusion). Eine weitere Form der seriösen A. ist die Synovitis, bei der die Membrana synovialis (s. Synovia) befallen ist. Im chronischen Stadium verdickt sich der innere Teil der Gelenkkapsel
(Synovialis);

2. sero f ibrinöse A.: Sie gehört in die Gruppe der rheumatischen Erkrankungen. Zahlreiche Gelenke sind betroffen;

3. eitrige A. (A. purulenta): Folge einer direkten oder fortgeleiteten Infektion aus der Gelenknähe; sie kann bei einer Infektionskrankheit (Gonorrhoe, Tuberkulose, Kokkensepsis, s. Sepsis, Typhus) auch als Infektion über den Blutweg erfolgen. Durch Kapsel , Knorpel und Knochenzerstörungen entstehen nach der Ausheilung schwere Mißbildungen. In schwersten Fällen kann eine operative Versteifung des Gelenkes notwendig werden. Die chronische A. war entweder ehemals akut und ist chronisch geworden, oder sie war von vornherein chronisch (primär chronisch) im Sinne eines allgemeinen Degenerationsvorganges. Die rheumatoide A. und die degenerative A. werden heute am häufigsten beobachtet.

Was ist die rheumatoide A.?

Heute weiß man, daß es sich dabei nicht nur um eine Erkrankung der Gelenke handelt, sondern um eine Erkrankung des ganzen Körpers, insbesondere des Bindegewebes. Diese Gewebsart reagiert empfindlich auf Bakterien oder die Produkte der endokrinen Drüsen. Auch seelische Einflüsse scheinen beteiligt zu sein. Kälte, feuchtes Wetter und häufige Erkältungen sowie unhygienische Verhältnisse fördern die Entstehung dieser Erkrankung.

Die A. rheumatica kann bei schlechter oder wirkungsloser Behandlung einen chronischen Verlauf nehmen und über Jahre andauern. Der unterschiedliche Charakter dieser Erkrankung wird in ihren verschiedenen Bezeichnungen deutlich: chronisch infektiöse A., A. deformans, Polyarthritis rheumatica, progredient chronische Polyarthritis (= pcP).

Sie entwickelt sich allmählich oder tritt plötzlich auf. Müdigkeit, Gewichtsverlust und geringer Appetit sind u. U. die ersten Anzeichen. Gelegentlich setzt ein plötzlicher, akuter Fieberschub ein, vergesellschaftet mit Schmerzen, Schwellungen und Steifheit in vielen Gelenken. Jedes Gelenk ist gefährdet, einschließlich der Wirbelsäule. Zumeist sind die Hand und Fußgelenke befallen (s. Gelenke).

Oft meldet sich die rheumatoide A. mit Schwäche und Schmerzen in den Händen an, mit Morgensteifigkeit der Finger. Die Grundgelenke der Finger schwellen knotig an, dadurch werden die Finger gespreizt, und die Hand wirkt wie eine Flosse. Die Muskeln um die schmerzhaft geschwollenen Gelenke werden nicht mehr beansprucht, sie »schwinden«, atrophieren (s. Atrophie).

Wer bekommt eine rheumatoide A.?

Jeder kann von ihr befallen werden. Frauen scheinen dreimal häufiger von ihr betroffen zu sein als Männer, wobei Hormonverände rungen, bes. in den Wechseljahren, sicher eine Rolle spielen. Bei Kindern ist die rheumatoide A. als Stillsche Krankheit bekannt. Im allgemeinen wird die rheumatoide mehr als andere Formen der A. in den früheren Lebensjahren beobachtet; vorwiegend in klimatisch kühleren Zonen. Bei der Hautkrankheit Psoriasis und bei anderen seltenen Krankheiten kann als Begleiterscheinung eine A. auftreten.

Was kann gegen die Krankheit getan werden?

Vor dem Beginn einer Behandlung stand früher die Suche nach einem Herd, der als Ursache und weiterwirkender Störfaktor in Betracht gezogen wurde (vereiterte Mandeln, Zähne, Kieferhöhlen, andere chronisch eitrige Prozesse im Körper). Solche Herde wurden nach Möglichkeit entfernt (Mandeloperation, Entfernung betroffener Zähne usw.). Meist blieb diese Behandlung erfolglos. Heute gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, die frühzeitig angewendet werden sollten. Erscheinen die Fortschritte nach einem gewissen Behandlungszeitraum als sehr gering, sollte sich der Patient nicht entmutigen lassen. War die Behandlung in einem Falle ein Fehlschlag, vermag sie in einem anderen Falle wirkliche Hilfe zu bringen. Gut wirksame neue Medikamente in der Behandlung der rheumatoiden A. sind Cortison, ACTH u. a. Bei diesen und ähnlichen Präparaten muß die Dosierung sorgfältig beachtet werden, um belastende Nebenwirkungen zu vermeiden. Natürlich sind auch diese Mittel in ihrer Wirkung begrenzt. Sie vermögen die Veränderungen in den Gelenken nicht rückgängig zu machen, lindern aber schnell die Schmerzen, so daß die bis dahin wegen der heftigen Beschwerden geschonten Muskeln wieder beansprucht werden können. Andere in der Therapie der rheumatoiden A. angewandte Mittel sind Salizylate (Aspirin), Phenylbutazon, Indomethazin, Antimalariamittel. Auch Gold Präparate (Salze) werden sehr oft verordnet. Hier ist Vorsicht geboten, weil verschiedene Patienten diese Mittel nicht vertragen.

Oft werden schmerzstillende Medikamente und Schlaftabletten verschrieben. Curare ähnliche Präparate werden gegeben, um Schmerzen bei Muskelspasmen zu beseitigen. Röntgenstrahlen haben sich bei manchen Patienten bewährt.

Eine spezielle Diät zur Förderung der Heilung wurde bis heute nicht entwickelt. Von der Ernährungsseite her kann aber wertvolle Hilfeleistung gegeben werden. Die Speisen sollten eine ausreichende und gut aufgeteilte Zufuhr von Eiweiß, Kohlehydraten, Fett, Vitaminen und Mineralien gewährleisten. Ist der Krankheitsprozeß aktiv und sind die Schmerzen beträchtlich, ist Bettruhe angezeigt. Kontrollierte Bewegungstherapie, sowohl aktiv als auch passiv, ist sehr hilfreich.

Die Anwendung von Wärme ist ein altbewährtes Mittel gegen schmerzende Gelenke, im akuten Stadium haben jedoch kühle Wickel die bessere Wirkung. Orthopädische Operationen sind im Behandlungsplan der A. rheumatica wertvolle Möglichkeiten; nachdem z. B. der Krankheitsprozeß »zum Stehen« gekommen ist, kann der Orthopäde u. U. Deformationen operativ korrigieren (s. Orthopädie).

Was bedeutet degenerative A.?

Hierbei handelt es sich um, eine chronische Gelenkerkrankung (Arthrose) vornehmlich älterer Menschen (selten unter 40 Jahren) als Ergebnis der täglichen Belastung und des altersgemäßen Abbaues des Gelenkgewebes. Das Lastentragen oder kleinere Verletzungen können u. U. die Entwicklung dieser Erkrankung fördern, ebenso wie Übergewicht, langes Stehen oder schwere körperliche Arbeit. Sehr ungünstig wirken sich unnatürliche, einseitige Belastungen auf ein Gelenk aus, wie z. B. eine erhebliche X Beinstellung auf das Kniegelenk oder der Schiefstand durch Verkürzung eines Beines auf das Hüftgelenk. Im Röntgenbild lassen sich schon oft Veränderungen innerhalb des Gelenks nachweisen, wenn noch kaum Beschwerden da sind. Kalkablagerungen, Deformierungen der Knochenenden und gelegentlich sogar Gelenkmäuse (kleine, in der Gelenkhöhle frei bewegliche Knochenstückchen) werden festgestellt. Die degenerative A. wird im Hinblick auf die beschriebenen Veränderungen auch als Osteo Arthrosis und Arthrosis deformans bezeichnet. Vermutlich haben 80 °/o aller Menschen, die das 50. Lebensjahr erreicht haben, degenerative Veränderungen ihrer Gelenke. Aber nur 5 his 10 °/o klagen über irgendwelche Beschwerden. Gewöhnlich sind die Gelenke betroffen, die einer größeren Gewichtsbelastung ausgesetzt sind: Knie, Fußknöchel, Hüfte und Wirbelkörper. Frühsymptome sind meistens leichte Steifheit und Schmerzen in den betroffenen Gelenken oder ihrer Umgebung. Werden die Gelenke nach längerem Sitzen oder Liegen wieder beansprucht, so ist der sog. Anlaufschmerz beim ersten Durchbewegen charakteristisch. Besonders bei Frauen tritt als Frühsymptom eine Schwellung der Fingerendgelenke auf (Heberdensche Knoten). Diese Knoten sind selten schmerzhaft.

Was kann gegen die degenerative A. getan werden? Die Veränderung der Knorpel und Knochen kann nicht wieder beseitigt werden. Abgesehen von den Fällen, in denen die Hüft oder Kniegelenke in Mitleidenschaft gezogen sind, bringt die Krankheit keine Verkrüppelung mit sich, und die Symptome lassen sich für gewöhnlich mildern.

Immer sollte eine übermäßige Beanspruchung der befallenen Gelenke vermieden werden. Es ist falsch, anzunehmen, eine besonders intensive Bewegung der erkrankten Gelenke wirke einer Steifheit entgegen. Die Personen mit Übergewicht sollten um eine Gewichtsabnahme bemüht sein. Eine physikalische Therapie wirkt sich gut aus. Alle Arten Wärme sind wünschenswert, besonders heiß feuchte Umschläge. Leichte Massagen werden Schmerzen lindern und Schwellungen zurückgehen lassen. Im übrigen ähnelt die Behandlung derjenigen der rheumatischen A. Manchmal zeitigen Hormongaben gute Erfolge. Klagen Patienten über einen steifen, schmerzenden Rücken, wird ihnen durch eine feste Matratze und Massage geholfen.

Chirurgische Eingriffe sind von großer Bedeutung. Bei Patienten mit schwerer Schädigung der Hüfte wird das verbrauchte Gelenk durch eine Prothese aus Kunststoff ersetzt.

 

 

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