Gesundheitslexikon
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Bakterien

Unsere gesamte Umwelt –Luft, Erde und Wasser – ist von einer Unzahl Kleinlebewesen erfüllt. Im gedüngten Boden kommen bis 100 Millionen Keime in 1 ccm vor. Selbst reines Trinkwasser enthält einzelne Keime, der Käse ist das bakterienreichste Nahrungsmittel. Mit der Atemluft und mit dem Essen nehmen wir beständig Bakterien auf, sie haften an allen Gegenständen, die wir berühren. Zum Glück ist die Mehrzahl der Bakterien harmlos, manche benötigen wir sogar für unsere Gesundheit. Die normale Bakterienflora auf der äußeren Haut und auf den Schleimhäuten, besonders im Darm, schützt uns teilweise vor krankmachenden (pathogenen) Bakterien (siehe auch unter Verdauung
). Die verschiedenen pathogenen Bakterien gehören zu den Erregern der Infektionskrankheiten (siehe die entsprechenden Stichwörter). Hier soll nur von den allgemeinen Eigenschaften der Bakterien die Rede sein. Die Bakterien sind einzellige Kleinlebewesen (Mikroorganismen), die im biologischen System zwischen den sichtbaren pflanzlichen und tierischen Lebewesen und den noch kleineren Viren stehen. Manche Forscher rechnen die Bakterien noch zu den pflanzlichen Organismen, andere trennen sie davon ab, weil sie keine Geschlechtsdifferenzierung aufweisen. Die Bakterien werden auch als Spaltpilze (Schizomyzeten) bezeichnet, weil sie sich dadurch vermehren, dass eine Mutterzelle durch Spaltung in zwei oder mehrere Tochterorganismen zerfällt. Zwei Gattungen der Familie der Bakterien, nämlich die Bazillen und die Clostridien, können sich auch durch Sporenbildung vermehren. Die Bakterien im engeren Sinne unterscheiden sich von den Bazillen also dadurch, dass sie keine Sporen bilden. Es ist daher unzulässig, nichtsporenbildende Spaltpilze wie das Tuberkel, Typhusoder Diphtheriebakterium als Bazillen zu bezeichnen. Zu den Sporenbildnern gehören u. a. der Milzbrand- und der Tetanusbazillus, der Erreger der Lebensmittelvergiftung (Botulinusbazillus) und die Gasbrandbazillen. Die Sporen sind die gegenüber äußeren Einflüssen (Hitze, Austrocknung, Chemikalien) sehr widerstandsfähigen Dauerformen der Bazillen. Nur trockene Hitze von 150° vernichtet bei vierstündiger Einwirkung mit Sicherheit neben den Wuchsformen auch die Sporen. Der Form nach unterscheidet man: 1. Kugelformen (kokken); treten sie jeweils einzeln auf, spricht man von Monokokken; zwei vereinigte oder gedoppelte kokken (Kaffeebohnen- oder Semmelformen) heißen Diplokokken; Streptokokken sind in Kettenform gelagert; Staphylokokken haufen- oder traubenartig. 2. Stäbchenformen (Bazillen und Clostridien). 3. Schraubenformen mit korkenzieherartigen oder welligen Windungen (Spirillen, Spirochäten). 4. Keulen, Hantel, Trommelschlegelformen (Diphtheriebakterien, Tetanusbazillen). Die Bakterien bestehen aus einer Zellmembran und einem Zellkörper; manche haben Geißelfäden, die eine lebhafte Eigenbewegung ermöglichen; andere besitzen 82 Bakterien 2 Bakterien eine Kapsel. Die Länge der meisten Bakterien schwankt zwischen ein Tausendstel und zwei Hundertstel Millimeter, die Dicke beträgt ein bis zwei Tausendstel Millimeter; sie können daher nur mit Hilfe des Mikroskopes gesehen werden. Die Bakterien unterscheiden sich auch durch ihre verschiedenen Lebensbedingungen: Ein Teil gedeiht nur unter Sauerstoffzufuhr (Aerobier), ein Teil nur ohne Sauerstoff (Anaerobier); nach der Lebenstemperatur unterscheidet man Kälte, Kühle, Blutwärme- und Hitzebakterien. Die Bakterien ernähren sich teils wie Pflanzen von anorganischen Stoffen, teils wie Tiere und Menschen von organischem Material; da sie vielfältige Enzymsysteme besitzen, können sie auch auf künstlichen unbelebten Nährböden gezüchtet werden. Jede Bakterienart gedeiht auf ihrem speziellen Nährboden besonders gut; die Bakterienkulturen bringt man in einen Brutschrank, in dem die für sie günstigste Temperatur herrscht. Manche Mikroorganismen bewirken in ihren Nährmedien chemische Umsetzungen – B. Fäulnis von Eiweiß oder Gärung von Alkohol; andere wieder produzieren Gase oder Farbstoffe. Die verschiedenen Bakterienarten lassen sich mit unterschiedlichen Färbeverfahren färben; man benutzt diese Eigenschaft zur Diagnose der Bakterien, indem man sie vor der mikroskopischen Untersuchung färbt. Die Wirkung der krankmachenden Bakterien im menschlichen Körper beruht auf der Absonderung von Fermenten, Fieber und Allergie erzeugenden Stoffen und Giften (Toxine); diese Toxine wirken nicht sofort, sondern nach einer gewissen Inkubationszeit. Man unterscheidet Toxine, die von den Bakterien abgesondert werden (diese Ektotoxine sind außerordentlich giftig, z. B. Diphtherie und Tetanus), und Toxine, die erst bei Zerfall der Bakterienleiber wirksam werden (diese Endotoxine sind sehr viel weniger giftig, z. B. Typhus, Cholera, Pest). Auf die Ektotoxine ant- 83 Ballen am Fuß wortet der befallene Organismus mit der Produktion großer Mengen spezifischer Gegengifte (Antitoxine). Während zahlreiche Bakterien nur durch Hautdefekte in den Körper eindringen können, passieren manche auch die intakte Haut. An der Eintrittspforte in den Körper vermehren sich zunächst die Krankheitserreger. Bis zum offenbaren Ausbruch der Krankheit liegt die sog. Inkubationszeit (Inkubation), die jeweils von verschiedener Länge ist. Die Keime wandern auf dem Lymph, Blut- oder Nervenweg weiter; manche setzen sich bevorzugt in bestimmten Organen (Gehirnhäute oder Lunge) fest.

 

 

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