Gesundheitslexikon
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Blutvergiftung

Was in der Umgangssprache als Blutvergiftung bezeichnet wird, nennt der Arzt eine Sepsis oder bakterielle Allgemeininfektion. Ihr Wesen besteht darin, dass sich innerhalb des Körpers ein Herd gebildet hat, von dem aus ständig oder periodisch krankmachende Keime in den Blutkreislauf gelangen und dadurch Krankheitserscheinungen auslösen. Eine einmalige flüchtige Überschwemmung des Blutes mit Bakterien kommt bei verschiedenen Infektionskrankheiten nicht selten vor. Eine Sepsis entsteht jedoch nur, wenn die pathogen
en Keime nicht abgetötet und ausgeschieden werden können, weil entweder die Abwehrkräfte des Organismus zu schwach sind oder die Virulenz (»Giftigkeit«) der Keime zu stark ist. Als Beispiel für das Zustandekommen einer solchen Allgemeininfektion soll hier der »schlimme Finger« dienen. Durch eine kleine Wunde sind Eitererreger in die Haut eingedrungen und haben eine örtliche Entzündung hervorgerufen. Gelingt es ihnen, sich von hier aus weiter auszubreiten, so benutzen sie dazu die Straßen der Lymphgefäße. So kommt es zur Entzündung dieser Lymphgefäße; nach außen hin macht sich das durch Auftreten des gefürchteten »roten Streifens« bemerkbar, der vom Finger aus am Unterarm, eventuell auch noch am Oberarm hinaufzieht. Zugleich schwellen die in der Ellenbeuge und in der Achselhöhle liegenden Lymphdrüsen an – ein Zeichen dafür, dass sie mit der Bekämpfung der zu ihnen vordringenden Entzündungserreger beschäftigt sind. Trat der erste Entzündungsherd am Fuß, z. B. an einer »schlimmen Zehe» auf, so stellt sich, bei weiterer Ausbreitung der Entzündungserreger auf den Lymphwegen des Beins, eine entsprechende Anschwellung der Lymphdrüsen in der Leistenbeuge ein. Überwinden nun die Bakterien etwa auch diese Schranken der Lymphdrüsen, so gelangen sie ins Blut. Immer wenn es zur Abgabe von bakterienhaltigem Eiter oder infiziertem Ihrombengewebe an die Blutbahn kommt, steigt das Fieber unter heftigen Schüttelfrösten stark an. Auf diese Weise können die Erreger in anderen Körperorganen neue Eiterherde bilden (z. B. in Lunge, Niere, Gehirn, Knochenmark usw.), die ihrerseits auch wieder Keime in die Blutbahn abgeben. Bei der Vielzahl der Erreger und der Sepsisausgangsherde können die klinischen Bilder der Sepsis recht mannigfaltig sein, doch gibt es charakteristische Merkmale, die fast nie fehlen; schwer beeinträchtigter Allgemeinzustand, Benommenheit, blasse schweißbedeckte Haut, hohes Fieber mit typischem Verlauf (morgens nur leichte Temperaturerhöhung, gegen Abend Anstieg des Fiebers auf 4042 Grad Celsius unter Schüttelfrösten), Puls- und Atembeschleunigung, flüchtige Hautausschläge, punkt- oder flächenförmige Hautblutungen, trockene Zunge sowie eventuell Gelbsucht, Erbrechen, Durchfälle, Gelenkschwellungen. Unbehandelt würde die Sepsis unter Kreislaufversagen zum Tode führen. Früher konnte man bei Sepsisherden in Armen oder Beinen das Leben des Schwerkranken nur durch Amputation des betroffenen Gliedes retten. Heute kommt es durch die früh einsetzende Chemotherapie mit Sulfonamiden oder Antibiotika meistens gar nicht mehr zur Ausbildung einer richtigen Sepsis. Trotzdem darf auch heute die chirurgische Ausschaltung des Sepsisherdes nicht vernachlässigt werden. Sehr günstig wirken bei einer Allgemeininfektion häufigere Bluttransfusionen. Selbstverständlich müssen Herz und Kreislauf ganz besonders gestützt werden. – Wichtig ist es, bei den ersten Alarmzeichen (»roter Streifen«) sofort den Arzt aufzusuchen.

 

 

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