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Nierenkrankheiten

Darunter versteht man eine Vielfalt von Krankheitsbildern, die sich auf die Nieren beziehen und Nierenversagen oder Insuffizienz der Nieren zur Folge haben. Die Nieren sind dann in ihrer Arbeit, nämlich die Abbauprodukte aus dem Blut herauszufiltern, gestört. Vollkommenes Versagen der Nieren führt zum Tode durch Harnvergiftung (Urämie). Bei teilweisem Versagen tritt eine große Zahl von Krankheitszeichen auf. Glücklicherweise hat der Körper eine erhebliche Reserve an Nierengewebe. Eine Niere z. B. genügt, um den Menschen am Leben zu erhalten. Bei einer gesunden Niere kann die zweite kranke Niere entfernt werden, ohne daß dadurch ein Schaden entsteht.

Zeichen einer N.: Am häufigsten sind Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Veränderungen des Urin
s. Der Patient läßt zuviel oder zuwenig Wasser. Das Wasserlassen kann zu oft erfolgen und schmerzhaft sein.

Bei der Urinanalyse finden sich u. U. Blut, Eiter, Albumin und andere Stoffe. Weitere wichtige Zeichen können Anschwellungen des Körpergewebes sein. Es kommt zu Flüssigkeitsansammlungen, sog. Ödemen, im Gewebe. Ein anderes Symptom sind Rückenschmerzen in der Nierengegend. Alle diese relativ ernsten Erscheinungen sollten Grund genug sein, einen Arzt aufzusuchen. Sie dürfen nicht unterschätzt oder mit Hausmitteln »kuriert« werden, denn die meisten dieser Mittel sind wenig wirkungsvoll und verschleiern allenfalls die Symptome. Nicht alle Erkrankungen des Harnsystems sind auf N. zurückzuführen. »Schwache Nieren« gemeint ist ein häufiger Harndrang haben z. B. nicht immer etwas mit der Niere zu tun.

Was verursacht N.? Es gibt viele Ursachen, von denen nicht alle vollständig erforscht worden sind. Die Nieren können durch Infektionen, Medikamente, Giftstoffe, Behinderung des Harnabflusses, Tumoren, Fehlbildungen, degenerative Veränderungen und Arterienverkalkung geschädigt werden. Die Infektionen können in der Niere selbst stattfinden oder von anderen Teilen des Körpers ausgehen. Infizierte Zähne oder Mandeln z. B. sondern Giftstoffe ab, die die Nieren erreichen. Diphtherie, Scharlach und andere Infektionen, besonders solche, bei denen hämolytische Streptokokken beteiligt sind, können irreparable Schädigungen der Nieren anrichten. Direkte Infekte können von der Harnblase in die Nieren aufsteigen (s. Harnblasenkrankheiten).

Nierenzellen sind gegen bestimmte Gifte besonders empfindlich, z. B. Schwermetalle wie Quecksilber und Blei. Auch bestimmte Medikamente, nicht richtig gegeben, rufen einen Nierenschaden hervor. Wenn der Abfluß des Urins aus den Nieren und der Blase behindert ist, kommt es schon allein durch die Stauung zu einer Schädigung der Nieren, ganz abgesehen davon, daß solche Stauungen immer einer aufsteigenden Infektion (s. oben) Vorschub leisten. Für die Störung des Harnabflusses gibt es eine Anzahl von Ursachen: Nierensteine, Wanderniere, Vergrößerung der Prostata, Rückenmärkverletzungen, Verengung des Harnleiters oder der Harnröhre und Geschwülste in der Niere. Tumoren in der Niere können sowohl gutartig als auch bösartig sein, meist handelt es sich um primäre Tumoren.

Manche Menschen haben angeborene Mißbildungen der Niere. Häufig sind die unteren Pole der Nieren miteinander verwachsen (Hufeisenniere). In anderen Fällen enthalten die Nieren viele Zysten (Zystenniere). Die Niere ist dabei stark vergrößert, obwohl das Nierengewebe verdrängt wird. Dadurch nimmt die Funktionstüchtigkeit immer mehr ab. Während der Schwangerschaft müssen die Nieren der Frau mehr leisten, weil zusätzlich Abbauprodukte des Kindes ausgeschieden werden. Bei der Schwangerschaftstoxikose kommt es zu einer Schädigung der Nieren.

Man weiß über die degenerativen Veränderungen der Nieren nicht mehr, als über die am Herzen und an den ;lutgefäßen. Der ganze Komplex der Gefäßveränderungen am Herzen und an den Nieren steht in enger Beziehung zum Bluthochdruck (Hypertonie): Die Nieren sondern chemische Substanzen ab, die den Blutdruck erhöhen. Die dadurch bedingten Gefäßveränderungen zeigen sich wiederum zuerst am komplizierten Netzwerk der Nierengefäße (Glomeruli). Man hat es hier also mit einem Teufelskreis zu tun.

Nach welchem System werden die N. eingestuft?

1.) Nach dem Faktor, der sie verursacht; 2.) nach dem angegriffenen Teil der Niere; 3.) nach den Symptomen.

Nephritis (Nierenentzündung) ist der Oberbegriff für alle entzündlichen Veränderungen an der Niere. Die weitere Unterteilung erfolgt je nach Ort, an dem sich die entzündliche Veränderung (bevorzugt) abspielt, z. B. Glomerulonephritis, Herdnephritis, interstitielle Nephritis (d. h. vorwiegend der Zwischenzellen des Nierengewebes), eitrige (aufsteigende) Pyelonephritis (d. h. Entzündung durch Bakterien, die aus dem Nierenbecken in das Nierengewebe einwandern) usw.

Der Verlauf und die Symptome dieser Nephritiden können vollkommen verschieden sein, ebenso die auslösenden Faktoren. Nephrosen: So bezeichnet man eine Gruppe von degenerativen, chronischen Veränderungen, die sich hauptsächlich am tubulären Apparat der Nieren (s. Harnapparat) abspielen. Ihre Ursachen sind unterschiedlich, sie haben jedoch ein führendes Symptom gemeinsam, nämlich eine enorm erhöhte Eiweißmenge im Urin, meistens mit erheblichen Ödemen einhergehend. Nephrosklerosen sind von den kleinen Nierenäderchen ausgehende, degenerative Erkrankungen der Nieren mit nachfolgender Verhärtung und Schrumpfung des Nierengewebes. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Leitsymptome der Nephrosklerosen der Bluthochdruck und typische Veränderungen am Augenhintergrund.

Fast alle N. verändern irgendwie die Zusammensetzung des Urins; umgekehrt kann man jedoch aus einem krankhaften Urinbefund allein noch nicht auf eine N. schließen. Die exakte Diagnostik eines Nierenleidens bedarf, ähnlich der einer Lebererkrankung, vieler Hilfsmittel: Nierenfunktionsprüfungen verschiedenster Art, Röntgenuntersuchungen der Niere, Zystoskopie (Blasenspiegelung), Katheterisierung der Harnleiter, der Nierenbecken u. a. m.

Die Behandlung der N.: N. können operativ und konservativ behandelt werden. Die Methoden, gleich ob operativ oder konservativ, können je nach Lage des Falles grundverschieden sein. In erster Linie wird man immer versuchen, die auslösenden Ursachen oder Schädigungen zu beseitigen oder wenigstens zu stoppen, bei gleichzeitiger Schonung des erkrankten Organs durch allgemeine Maßnahmen wie Diät, Bettruhe usw.

In zweiter Linie gilt es, die Rückbildung bereits entstandener Schäden zu unterstützen, zumindest aber die Funktion des verbleibenden restlichen gesunden Gewebes aufrechtzuerhalten, um so das Eintreten einer Urämie zu verhindern.

 

 

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