Gesundheitslexikon
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Geschwülste

(Tumoren). Eine Geschwulst entsteht durch eine plötzlich einsetzende unnormale Vermehrung einzelner Körperzellen, etwa einer jener würfeloder kastenartigen Epithelzellen, die die oberflächlichsten Schichten der Haut und aller Schleimhäute des Körpers bilden und aus denen alle drüsigen Organe aufgebaut sind, oder einer jener vielgestaltigen Bindegewebszellen, die überall in den Körpergeweben als Fülloder Stützsubstanz anzutreffen sind, oder einer Muskel, Knorpel, Knochenoder Nervenzelle. So beginnt beispielsweise aus dem großen Verband von Muskelzellen, aus denen die Muskulatur der Gebärmutter besteht, plötzlich eine – im wahrsten Sinne wie wild geworden – sich zu teilen und nochmals zu teilen, und alle so entstandenen »Tochterzellen« tun immer wieder das gleiche, bis schließlich eine Muskelgeschwulst der Gebärmutter
(ein Myom) entstanden ist, die in besonderen Fällen bis zu einer sehr erheblichen Größe ( und zu einem Gewicht von mehreren Pfund) heranwachsen kann. Oder eine jener unzählig vielen Epithelzellen, die wie eng aneinandergefügte Mosaiksteinchen die spiegelblanke Oberfläche der Magenschleimhaut bilden, beginnt eines Tages aus einem bisher nicht bekannten Grunde sich ebenso maßlos zu teilen und zu vervielfachen, wie es eben von der Muskelzelle der Gebärmutter gesagt wurde, und so entsteht eine Geschwulst aus Magenepithelzellen, ein Magenkrebs. Diese beiden Beispiele – das Myom für die »gutartigen« Geschwülste, der Magenkrebs für die »bösartigen« – mögen hier genügen. In den Stichwörtern, in denen die Erkrankungen einzelner Organe behandelt werden, ist von den Geschwülsten jeweils noch besonders gesprochen. Die Übersichtstabelle auf der nächsten Seite nennt die Stichwörter, in denen die Krankheitserscheinungen bei verschiedenen Organgeschwülsten gesondert dargestellt sind. Über weitere Einzelheiten der bösartigen Geschwülste s. Näheres unter Krebs. Je nach der »Mutterzelle«, aus der eine Geschwulst hervorging, spricht man von Muskelgeschwulst (Myom), von Nervengeschwulst (Neurom), von Drüsengeschwulst (Adenom), von Fettgewebsgeschwulst (Lipom), von gutartiger Epithelzellengeschwulst (Polyp) und von bösartiger Epithelzellengeschwulst (Karzinom, Krebs), von gutartiger Bindegewebsgeschwulst (Fibrom) und von bösartiger Bindegewebsgeschwulst (Sarkom), von Knochengeschwulst (Osteom) usw. Da beispielsweise eine bösartige Epithelzellengeschwulst von allen Organen ausgehen kann, die von Epithelzellen ausgekleidet oder aufgebaut sind, kann es ein Magen, Blasen, Zungenkarzinom usw. geben. Die gleiche Unterscheidung gilt auch für die anderen Geschwulstarten. Für alle Überlegungen im Zusammenhang mit einer Erkrankung an einem Tumor ist der Unterschied zwischen einer gutartigen und einer bösartigen Geschwulst von grundsätzlicher Bedeutung: Eine gutartige Geschwulst ist ein aus einer großen Menge von Zellen bestehender Tumor, der zwar mit der Zeit immer mehr an Größe zunehmen und dadurch die Organe seiner Umgebung schließlich arg belästigen kann; im Grunde genommen aber ist er eben nicht viel mehr als eine Art störender Fremdkörper. Das ist hier natürlich nur prinzipiell zu verstehen; im Einzelfall kann sich auch eine ihrem Aufbau nach gutartige Geschwulst für den Betroffenen sehr nachteilig auswirken, wenn nämlich eine solche an sich gutartige Geschwulst etwa im Gehirn entsteht und hier einfach durch den Druck, den sie auf das umgebende Nervengewebe ausübt, schweren Schaden anrichtet (siehe dazu auch unter Gehirngeschwülste) oder wenn es wegen einer an sich gutartigen Gebärmuttergeschwulst (eines Myoms) immer wieder zu heftigen Blutungen kommt, so dass die betroffene Frau zunehmend blutärmer wird. Im Gegensatz nun zu den — prinzipiell — »gutartigen« Geschwülsten stehen die »bösartigen« (malignen), die diese Bösartigkeit dadurch beweisen, dass sie nicht einfach, wie die gutartigen, durch ihr Größerwerden auf die benachbarten Gewebe drücken, sondern in diese hineinwachsen und sie in kürzerer oder längerer Zeit zerstören. Dieses »infiltrierende« Wachstum macht die eine charakteristische Eigenschaft der bösartigen Tumoren aus. Die zweite besteht in ihrer Neigung, kleine »Ableger« dem Blutoder Lymphstrom zum Transport zu irgendwelchen entfernt liegenden Organen zu überlassen, wo sie sich dann ansiedeln und wiederum Krebsgeschwülste, sog. Tochtergeschwülste (Metastasen), bilden, die, genau wie die »Muttergeschwulst«, zerstörend in ihre Umgebung hineinwuchern können. Das wichtigste Beispiel für einen bösartigen Tumor ist das aus Epithelzellen hervorgegangene Karzinom. Im Stichwort Krebs ist ausführlicher darüber gesprochen. Dort ist auch dargestellt, welche Möglichkeiten dem Arzt heutzutage zur Verfügung stehen, auch eine bösartige Geschwulst erfolgreich, mit Aussicht auf endgültige Heilung, zu behandeln, wobei es vornehmlich darauf ankommt, dass die Behandlung so früh wie möglich eingeleitet wird. — Für die erfolgreiche Behandlung einer gutartigen Geschwulst spielt dagegen der Zeitfaktor im Allgemeinen keine so ausschlaggebende Rolle, weil die gutartige Geschwulst ja nicht zerstörend in ihre Umgebung einwächst und nicht die Gefahr der Ablegerentstehung mit sich bringt. Sie ist und bleibt eine örtliche Geschwulstbildung. Sie erfordert ärztliche Behandlung (im Allgemeinen eine relativ einfache operative Beseitigung), wenn durch das Wachstum der gutartigen Geschwulst die umgebenden Gewebe und Organe gedrückt und dadurch geschädigt werden oder wenn sonstige Behinderungen auftreten, zum Beispiel übermäßige Blutungen.

 

 

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