Gesundheitslexikon
gesundheitslexikon
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

 

Gehirnhautentzündung

(Meningitis). Eine Entzündung der Gehirnhaut ist im Allgemeinen eine Komplikation, die im Verlauf einer anderen durch Krankheitserreger hervorgerufenen Organerkrankung auftritt, wenn die Erreger von diesem erkrankten Organ aus mit dem Blutstrom oder auf dem Lymphweg zur Gehirnhaut gelangen. Finden beispielsweise bei Eiterungen im Mittelohr oder in den Kiefer und Stirnhöhlen, beim Nasenoder Oberlippenfurunkel, bei der Gesichtsrose, der Influenza oder auch bei der Tuberkulose
die Erreger dieser Erkrankungen den Weg zu den Hirnhäuten, so stellt sich als Komplikation der Grundkrankheit eine Gehirnhautentzündung ein. Hier sei eingeschaltet, dass es im Verlauf einer ganzen Reihe von Erkrankungen, etwa bei der Lungenentzündung, beim Typhus, bei der Blutvergiftung, bei manchen anderen Vergiftungen, auch sogar nach zu starker Besonnung des Kopfes zu Krankheitserscheinungen kommen kann, die denen einer beginnenden »richtigen« Gehirnhautentzündung in vielem gleichen, ohne dass sie durch eine wirkliche (also durch Erreger bedingte) Entzündung der Gehirnhäute hervorgerufen wären. Treten also im Verlauf einer der erwähnten Krankheiten heftige Kopfschmerzen und Benommenheit auf, so kann es sehr wohl sein, dass es sich dabei lediglich um Symptome einer solchen Hirnhautreizung (Meningismus) und nicht um Anfangserscheinungen einer »richtigen« Gehirnhautentzündung handelt. Ob im Einzelfall eine Hirnhautreizung oder eine Gehirnhautentzündung vorliegt, kann erst nach dem Ergebnis der ärztlichen Untersuchung sicher entschieden werden. Als Beispiel für das Krankheitsbild der Gehirnhautentzündung sollen hier die Krankheitserscheinungen bei der epidemischen Genickstarre geschildert werden. (Die, wie eingangs erwähnt, durch andere Erreger hervorgerufenen Gehirnhautentzündungen zeigen in vielem ein ähnliches Krankheitsbild.) Die epidemische Genickstarre hat einen besonderen Erreger, den Meningokockus. Er wird meist durch Tröpfcheninfektion von einem Kranken oder von einem Bakterienträger, der selbst keine Krankheitserscheinungen zeigt, auf Gesunde übertragen. Zu 85 Prozent handelt es sich dabei um Jugendliche unter 15 Jahren; nur verhältnismäßig selten tritt die Infektion bei Erwachsenen auf. Die Erkrankung beginnt mit allgemeiner Abgeschlagenheit, leichtem Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und einer gewissen Steifigkeit des Nackens. Nach ein bis zwei Tagen ist der Höhepunkt erreicht. Der Kranke liegt mit kahnförmig eingezogenem Leib im Bett, die Zähne werden knirschend aufeinandergepreßt, der Kopf ist nach rückwärts gebogen. Es besteht eine starke allgemeine Oberempfindlichkeit gegen jede Berührung, die den Patienten oft bei der geringsten Erschütterung aufschreien lässt. Gelegentlich können sich im weiteren Verlauf Anzeichen von Nervenlähmungen oder eines starken Druckanstiegs im Gehirn einstellen. In einzelnen Krankheitsfällen kommt es als Nachkrankheit zu einer Schädigung des Höroder Sehvermögens oder zu geistigen Defekten. – In der Behandlung der epidemischen Genickstarre haben sich neben den notwendigen sonstigen Behandlungsmaßnahmen Sulfonamide und Antibiotika sehr gut bewährt. Sie machen heute viel häufiger eine völlige Ausheilung dieser schweren Infektionskrankheit möglich, als es früher erreicht werden konnte. Die Genesung erfolgt langsam; und in jedem Fall ist eine noch langdauernde Schonung des Krankgewesenen notwendig. Auch die Voraussage über den Verlauf der durch andere Erreger hervorgerufenen Gehirnhautentzündung hat sich, seit dem Arzt die Sulfonamide und die Antibiotika zur Verfügung stehen, grundlegend geändert. Meist werden bei der Behandlung der Gehirnhautentzündung beide Arzneimittelarten kombiniert angewandt. Auf diese Weise gelingt es, jetzt einen hohen Prozentsatz der Patienten, die z. B. an einer InfluenzaMeningitis erkrankten, wieder ges und zu machen, während diese Gehirnhautentzündung durch InfluenzaBakterien früher mit einer besonders schlechten Voraussage über ihren wahrscheinlichen Verlauf belastet war. Gleiches gilt auch von der tuberkulösen Meningitis, also der durch Tuberkelbakterien verursachten Gehirnhautentzündung.

 

 

Diese Seite als Bookmark speichern :

 

<< vorhergehender Begriff
nächster Begriff >>
Gehirngeschwulst (Gehirntumor)
Gehirnschäden

 

Weitere Begriffe : Elephantiasis | Mendelsche Gesetze | Harnverhaltung