Gesundheitslexikon
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Gelbsucht epidemische

(Hepatitis epidemica). Die akute Virushepatitis tritt einzeln oder epidemisch auf. Übertragungsquellen sind mit Stuhl oder Urin verunreinigte Nahrungsmittel oder Wasser. Der Erreger – das Hepatitisvirus A –kann im menschlichen Körper vorhanden sein, ohne dass Krankheitssymptome bestehen. Der Erkrankungsgipfel liegt im Spätherbst und Frühjahr. Kinder und junge Menschen werden häufiger befallen. Überbelegung von Wohnungen, schlechte sanitäre Verhältnisse und Ernährungsfehler begünstigen das Auftreten der epidemischen Gelbsucht, die besonders in Kriegszeiten weit verbreitet ist. Die Inkubationszeit
beträgt 17 Wochen. Dem Ausbruch der eigentlichen Erkrankungen gehen 29 Tage folgende Vorboten voraus: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Widerwillen gegen Fett, Alkohol und Nikotin, Blähungen, dumpfer Schmerz unter dem rechten Rippenbogen und mäßiges Fieber. Mit Erscheinen der Gelbsucht fällt das Fieber zumeist ab; gleichzeitig wird der Urin dunkelbraun, der Stuhl entfärbt sich. Der Puls ist deutlich verlangsamt. Es besteht allgemeiner Juckreiz der gelben Haut. Nach ungefähr zehn Tagen beginnen die Gelbsucht und die MagenDarmSymptome abzuklingen. Langsam werden auch Stuhl und Urinfarbe normal. Bei normalem Verlauf ist die Gelbsucht nach 26 Wochen ganz verschwunden. Die Krankheit selbst – eben die Leberentzündung (Hepatitis) –ist mit dem Abklingen der Gelbsucht noch nicht überstanden, sie dauert ungefähr 4 bis 5 Monate! Bei r und 900/0 der Patienten heilt die Virushepatitis vollkommen aus. In 515./0 kommt es durch Überanstrengung, Diätfehler oder Alkoholmißbrauch zu Rückfällen. Leichte Restbeschwerden (Druck im rechten Oberbauch, Unverträglichkeit fetter Speisen) können noch etwa ein Jahr bestehenbleiben. Deshalb sind nach jeder Gelbsucht öftere Kontrolluntersuchungen erforderlich. – Die Hepatitis kann auch ohne Gelbsucht verlaufen. Sie wird als einfache Verdauungsstörung verkannt, wenn keine Laboratoriumsuntersuchungen durchgeführt werden. Das ist besonders häufig bei Kindern der Fall. Das Nichterkennen der Gelbsucht führt dazu, dass die Behandlung unzureichend bleibt und eher ein Leberschaden zurückbleibt. –In ganz wenigen Fällen kann die epidemische Gelbsucht innerhalb weniger Tage zum akuten Leberzerfall und Tod durch Leberversagen führen. – Aus der akuten Virushepatitis kann sich eine chronische Leberentzündung entwickeln, die schließlich meist mit einer Schrumpfleber endet. Da das Virus mit dem Stuhl infizierter Personen übertragen wird, sind während der akuten Krankheit Isolierungsmaßnahmen zu treffen. Da die Viren durch Chemotherapie nicht bekämpft werden können, liegt das Hauptgewicht der Therapie auf Pflege und Diät. Strenge Bettruhe – die horizontale Lage bewirkt gemeinsam mit örtlichen Wärmeanwendungen eine bessere Durchblutung der Leber – ist bis zur Normalisierung der Laborbefunde, mindestens drei Wochen, einzuhalten. Die Nahrung soll leicht verdaulich, reich an Kohlenhydraten und Eiweiß, arm an Fett sein. Zu empfehlen ist vor allem Milcheiweiß (Quark usw.). Alkohol ist streng verboten. Zusätzlich soll VitaminBKomplex verabreicht werden. Vorzeitige Unterbrechung der Bettruhe und Aufnahme der Arbeit können Rückfälle provozieren. Eine besondere Form von Virushepatitis tritt nach Blutübertragungen und Injektionen auf: die Spritzenoder Transfusionshepatitis, auch »homologer Serumikterus« genannt. Das Hepatitisvirus B verursacht die Serumhepatitis nach einer Inkubationszeit von 60160 Tagen. Das durch Blut oder verunreinigte Spritzen usw. übertragene Virus bleibt im Blut des Kranken bis zu 5 Jahren nachweisbar. Krankheitsbild und Therapie entsprechen den bei der epidemischen Gelbsucht gemachten Angaben. Die Ausscheidungen der Kranken mit Serumhepatitis sind jedoch nicht infektiös. Die toxische Hepatitis wird durch eine Vielzahl chemischer Substanzen hervorgerufen, die durch die Atemwege, Mund, Haut oder Injektion in den Organismus eingebracht worden sind. Lebergifte sind u. a. Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform, Phosphor und verschiedene Medikamente. Ernährungsfehler und Alkoholismus erhöhen die Empfänglichkeit für eine derartige Leberschädigung. Die Symptome richten sich nach der schuldigen Substanz, die Therapie ebenfalls. – Auch bei zahlreichen Infektionskrankheiten (z. B. Fleckfieber, Syphilis, Tuberkulose, Malaria usw.) kann eine akute Leberentzündung als Mitreaktion der Leber auftreten.

 

 

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