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Zuckerkrankheit

(Diabetes mellitus). Die Krankheitserscheinungen des Zuckerkranken sind dadurch bedingt, dass er die Kohlenhydrate (siehe Ernährung) nicht in seinen Organen festhalten und verwerten kann. Zum Verständnis dieser Stoffwechselstörung hier folgende Einzelheiten: Der Zuckerstoffwechsel wird hauptsächlich von einem Hormon reguliert, das die so genannten Inselzellen der Bauchspeicheldrüse bilden und das deshalb Insulin heißt. Dieses Insulin bewirkt, dass von der Zuckermenge, die (aus den Kohlenhydraten einer Mahlzeit) ins Blut
gelangte, an die Muskulatur so viel abgegeben wird, wie sie gerade benötigt, um ihre Arbeit zu leisten, und dass von der restlichen Zuckermenge so viel in der Leber gespeichert wird, dass im Blut selbst nur ein Vorrat von genau 100 Milligramm pro 100 Gramm übrigbleibt. Beim Gesunden stellt sich diese Sachlage also so dar: Das Blut enthält eine bestimmte Menge Zucker, nämlich 100 Milligrammprozent. Man sagt: normalerweise sei der »Blutzuckerspiegel« 100. Erhält diese Zuckermenge im Blut dadurch einen Zuschuß, dass im Anschluß an eine Mahlzeit, mit der Kohlenhydrate aufgenommen wurden, Zucker aus dem Darm ins Blut gelangt, so wird davon sogleich so viel Zucker von der Leber gespeichert, dass der Blutzuckerspiegel gleichbleibend seine normale Höhe von 100 behält. Arbeiten die Muskeln, so verbrauchen sie dabei Zucker, und sie entnehmen ihn aus dem Blut. Damit dadurch der Blutzuckerspiegel nicht unter seine normale Höhe sinkt, wird entsprechend viel vom Zuckervorrat der Leber wieder ans Blut abgegeben. und alle diese Einzelvorgänge werden, wie gesagt, von dem Hormon der Bauchspeicheldrüse, vom Insulin, gesteuert. – Tritt bei einem Menschen ein Mangel an Insulin auf, so ergibt sich folgendes Bild: Seine Muskeln können nicht mehr genügend Zucker aus dem Blut entnehmen ( und deshalb fühlt sich dieser Mensch müde und kraftlos und hat ein großes Schwächegefühl in seinen Muskeln); die Leber kann nicht mehr genügend viel Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangte, speichern, und dadurch ist der Blutzuckerspiegel entsprechend – auf 150 oder 200 oder 300 Milligrammprozent – erhöht. Mit diesem hohen Zuckergehalt fließt das Blut auch durch die Nieren, und da diese darauf eingestellt sind, dass das Blut normalerweise nur 100 Milligrammprozent Zucker enthält, scheiden sie die »überflüssige« Zuckermenge mit dem Harn aus. So kommt es, dass beim Zuckerkranken Zucker im Harn auftritt. Weil aber die Nieren zur Ausscheidung dieses Zuckers eine entsprechende Menge mehr Wasser benötigen, merkt der Zuckerkranke, dass er im Vergleich zu früher jetzt eine größere Urinmenge ausscheidet, und weil diese größere Flüssigkeitsausscheidung entsprechend »ersetzt« werden muss, leidet der Zuckerkranke unter häufigem Durst. So ergibt sich also zunächst folgendes Krankheitsbild: Der Zuckerkranke leidet unter Müdigkeit, großem Schwächegefühl in den Muskeln, Hautjucken, starkem Durst und unter Gewichtsabnahme trotz reichlichen Essens (weil er die aufgenommenen Kohlenhydrate nicht richtig verwerten kann). Bei der ärztlichen Untersuchung wird Zucker im Harn festgestellt und bei einer entsprechenden Blutuntersuchung eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels über »100«. Hier sei noch eingeschaltet, dass die Nieren manchmal nicht »sorgfältig genug« aufpassen; so kann jemand an einer leichten Zuckerkrankheit leiden, ohne dass schon Zucker in den Harn übertritt. Es ist deshalb stets wichtiger, den Zuckerspiegel im Blut zu bestimmen, als sich auf das Ergebnis der Harnuntersuchung zu verlassen. Infolge der Störung des Zuckerstoffwechsels kann es im Verlauf einer Zuckerkrankheit zu verschiedenen anderen Organstörungen kommen. Verhältnismäßig häufige Komplikationen sind eine frühzeitige Arterienverkalkung, eine Nervenentzündung oder eine Trübung der Augenlinsen. Ist der Zuckerstoffwechsel erheblich gestört, so kann auch der Fettstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen werden; es treten dann nicht ausreichend abgebaute Fettsäuren (Azeton und Azetessigsäure) im Blut auf und werden mit dem Harn ausgeschieden. Diese »Blutsäuerung« (Azidose) kann manchmal zu einem plötzlichen ohnmachtsartigen Bewusstseinsverlust führen, dem diabetischen Koma. Die heutige Behandlung der Zuckerkrankheit kann dieser Gefahr gut vorbeugen. Diese Behandlung verfolgt zwei Absichten: einmal dem Kranken nur eine begrenzte Menge Kohlenhydrate mit der Nahrung zuzuführen (deshalb verordnet der Arzt dem Zuckerkranken eine bestimmte Diät), und zum anderen den Mangel an Insulin durch Verabfolgung einer entsprechenden Insulinmenge wieder auszugleichen. Die Insulinmenge, die ein Zuckerkranker pro 24 Stunden benötigt, um, bei Einhaltung der verordneten Diät, in seinem Zuckerstoffwechsel ausgeglichen zu sein, muss vom Arzt auf Gr und der Blutzuckerbefunde genau bestimmt werden. Alle Entscheidungen über irgendwelche Änderungen der Therapie (Änderung der Diät, Heraboder Heraufsetzung der täglichen InsulinDosis) müssen unbedingt dem Arzt überlassen werden. Ebenso muss es ihm überlassen bleiben zu entscheiden, ob ein Zuckerkranker mit Tabletten, die eingenommen werden, ebenso gut auskommt wie mit Insulin, das als Einspritzung (als »DepotInsulin« zumindest einmal am Tag) zugeführt werden muss. Für die Behandlung der Zuckerkrankheit gibt es folgende Faustregel: Bei jugendlichem Diabetes (Auftreten vor dem 40. Lebensjahr) ist Insulin erforderlich. Bei Altersdiabetes (Auftreten nach dem 40. Lebensjahr) kommt man zumeist mit Tabletten aus. Diät muss in allen Fällen eingehalten werden. Insulin, ebenso auch die eben erwähnten Tabletten, senken, wie gesagt, den beim Diabetiker erhöhten Blutzuckerspiegel. Er darf jedoch nicht unter das normale Niveau von 100 mg./c, absinken. Eine solche »Hypoglykämie« nämlich bringt erhebliche Gefahren mit sich; sie kann zur Bewusstlosigkeit (zum hypoglykämischen Koma) führen. Zuvor, als erste Anzeichen, dass der Blutzucker unter das normale Niveau absinkt, treten Schweißausbruch, Schwindelgefühl und plötzlicher Hunger auf. Das muss der Zuckerkranke wissen, und er soll vorsichtshalber stets ein paar Stückchen Zucker bei sich haben. Merkt er etwa an sich die eben genannten Symptome einer Hypoglykämie, so braucht er nur die paar Stückchen Zucker zu essen, um seinen Blutzucker schnell wieder zu erhöhen und das Abgleiten in die Bewusstlosigkeit auf diese Weise zu verhüten.

 

 

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