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Bandwurm

Die Darmwürmer, an denen der Mensch leiden kann, haben alle einen ziemlich komplizierten Entwicklungsgang, den man kennen muss, um sie erfolgreich beseitigen und ihr Wiederauftreten möglichst verhüten zu können. Beim Band- wurm sieht dieser Entwicklungsgang so aus: Der ausgewachsene Bandwurm, der im Darm eines Menschen lebt, ist oft mehrere Meter lang und besteht aus einzelnen Gliedern, die etwa kurzen Stückchen eines Leinenbandes ähnlich sind. Diese Glieder sind hinter dem Kopf des Bandwurms, der etwa so groß ist wie ein Stecknadelkopf, noch sehr schmal und werden gegen das Ende des Wurms hin immer breiter und größer. Die größten Glieder, in denen sich auch die reifen männlichen und weiblichen Keimzelle
n befinden, reißen von Zeit zu Zeit ab und gelangen mit dem Stuhlgang nach außen. An dem gelegentlichen Auf- tauchen solcher weißlichen Bandwurmglieder bemerkt der Mensch am häufigsten und am sichersten, dass er an einem Band- wurm leidet. Auf irgendeinem Wege–z.B. durch Verwendung des Inhalts der Abortgrube zum Düngen einer Wiese – gelangen nun die Bandwurmglieder bzw. die in ihnen enthaltenen männlichen und weiblichen Keimzellen des Bandwurms in den Magen eines Rindes, das etwa das Gras einer so gedüngten Wiese frißt. Hier, im Magen des Rindes, entwickeln sich dann, nachdem zwischen den männlichen und weiblichen Keimzellen des Bandwurms eine Verbindung, also eine Befruchtung eingetreten ist, kleine Embryonen – Band- wurmZwischenstufen –, die durch die 90 Wirbelkörper Faserring Kern Nucleus pulposus Darmwand des Rindes hindurch ins Blut und mit ihm in die Muskulatur gelangen und sich hier verkapseln. Wird nun beispielsweise eines Tages ein Stück dieser Muskulatur roh, also etwa als Schabefleisch bzw. als TatarBeefsteak, von einem Menschen verzehrt, so schließt sich der Kreis der Entwicklung eines Bandwurms: Aus dem so mitverzehrten BandwurmEmbryo entwickelt sich im Darm des Menschen dann ein »richtiger« Bandwurm, der wiederum zu beträchtlicher Länge heranwachsen kann, wieder an seinem Ende reife Glieder bildet, die mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden, usw. Aus der Schilderung dieses Entwicklungsganges des Bandwurms ergibt sich zugleich der Hinweis, dass der Mensch nur durch den Genuss rohen Rindfleisches an einem Bandwurm erkranken kann, denn Kochen oder Räuchern des Muskelfleisches tötet die vielleicht in ihm enthaltenen BandwurmEmbryonen ab. Beginnt ein Bandwurm sich im Darm eines Menschen zu entwickeln, so saugt er sich mit seinem Kopf – an dem sich dazu Saugnäpfe befinden, die bei Betrachtung des Bandwurmkopfes mit einem Vergrößerungsglas wie dicke Augen an einem Fliegenkopf aussehen – an irgendeiner Stelle der Darmwand fest und entnimmt damit zugleich von hier aus seine Nahrung, die er also seinem »Wirt« entzieht. Sein »Wirt«, der Mensch, hat durch die Anwesenheit des Bandwurms recht verschiedene Beschwerden: Gelegentlich treten Leibschmerzen auf, der Stuhlgang kann unregelmäßig sein, oft besteht Appetitlosigkeit, manchmal auch Heißhunger, der Betroffene klagt über Mattigkeit, und mancher leidet an einer Blutarmut. Um von einem Bandwurm wieder befreit zu werden, macht man eine Bandwurmkur. Ihr erster Teil soll es bewerkstelligen, dass der Bandwurm geschwächt wird, damit seine Kraft, mit der er sich sonst an der Darmwand festgesaugt hält, nachlässt. Dazu wird ein Abführmittel eingenommen oder ein Einlauf gemacht, und abends wird noch Heringssalat oder ein Salzhering gegessen, der dem Bandwurm nach alter Erfahrung besonders schlecht bekommt. Am nächsten Morgen wird dann das eigentliche Bandwurmmittel eingenommen, das den Bandwurm so »vergiften« soll, dass er widerstandslos mit dem Stuhlgang aus dem Körper entfernt wird. Im Allgemeinen sind die Substanzen, die derartig vergiftend auf den Bandwurm wirken, auch für den Menschen, der eine Kur mit ihnen macht, nicht völlig belanglos. Es ist deshalb wichtig, zwar so viel von einem solchen Mittel zu nehmen, wie notwendig ist, um den Bandwurm zu vergiften, aber auch nicht mehr, als die dem Mittel beigegebene Kurvorschrift angibt, damit nicht etwa auch der Patient unter dem Mittel zu leiden hat. und ist in der Kurvorschrift gesagt, dass z. B. 2 Stunden nach Einnehmen des Mittels noch ein Abführmittel genommen werden soll, so darf das nicht vergessen werden, denn es dient nicht nur dazu, den vergifteten Wurm recht bald aus dem Darm hinauszubefördern, sondern zugleich auch dazu, den Patienten wieder von dem giftigen Stoff zu befreien. War die erste Kur nicht von Erfolg, so soll mit einer zweiten vorsichtshalber so lange gewartet werden, wie es in der Kurvorschrift für das einzelne Bandwurmmittel angegeben ist. Ob die Kur von Erfolg war, wird im Allgemeinen so kontrolliert, dass der nächste und übernächste Stuhlgang in einen Eimer entleert werden. Spült man den Inhalt des Eimers durch mehrfaches ’Übergießen mit Wasser und Wiederabgießen klar, so bleibt der Bandwurm in seiner ganzen Länge deutlich sichtbar übrig. Am schmalsten Ende soll sich dann auch der Kopf des Bandwurms erkennen lassen, denn ist der Wurm etwa nur dicht hinter dem Kopf abgerissen, der Kopf selbst aber im Darm haften geblieben, so würde von dort aus der Wurm langsam, aber sicher wieder bis zur vollen Größe nachwachsen. Diese Regel zur Kontrolle des Erfolges gilt aber nicht bei allen Mitteln; manche wirken auch so auf den Wurm ein, dass im Allgemeinen, auch beim totalen Abgang des Wurms, nach der Kur sein Kopf nicht mehr zu finden ist. Auch in bezug auf die ErfolgsKontrolle soll deshalb auf die Hinweise geachtet werden, die die Firmen, die solche Mittel herstellen, den Packungen beilegen.

 

 

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