Gesundheitslexikon
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Neurose

seelisches Leiden, das nicht immer als Krankheit bezeichnet werden kann; eine abnorme Erlebnisreaktion, der ein oder mehrere geistig nicht ausreichend verarbeitete Konflikterlebnisse (Frustrationen) zugrunde liegen und die sich in einem fortlaufenden Leidenszustand des Patienten äußert. Der Ursprung ist fast immer in der Kindheit zu suchen.

Jeder Mensch hat einmal Frustrationen erlitten, darum leidet auch fast jeder zu irgendeiner Zeit an einer N. Aus der Kindheit her besitzt jeder Mensch mehr oder weniger neurotische Wesenszüge, Vorurteile, »Spleens« und durch den Verstand nicht beeinflußbare Ängste. Bei einigen Menschen sind diese inneren Konflikterlebnisse so dauerhaft und schwer, daß sie ihre Lebensfreude und Handlungsfreiheit beeinträchtigen. Ihre geistige Kraft liegt so stark im Kampf mit ihren inneren Spannungen, daß sie nicht mehr in der Lage sind, das richtige Verhältnis zu ihrer Umwelt herzustellen. Obgleich diese Menschen Neurotiker sind, können ihre inneren Schuldgefühle und Ängste sie jedoch manchmal zu Taten und

besonderen Einzelleistungen zwingen, die ihrem Leben bedeutenden menschlichen und gesellschaftlichen Erfolg sichern. Neurotische Personen bemühen sich, ihre wahren Gefühle zu verbergen, am meisten vor sich selbst. Sie sind ihnen zu widerwärtig oder zu unheimlich. Der Neurotiker weigert sich sogar meist, mit seinem Arzt
darüber zu sprechen. Er betrachtet seine Gefühle als Sünde oder als Gefahr, vor der er sich unbewußt fürchtet.

Die psychotherapeutische Behandlung (s. Psychotherapie) der N. zielt im wesentlichen darauf ab, daß sich der Patient so zu betrachten lernt, wie er wirklich ist, damit er seine Schwächen und geistigen Fehleinstellungen erkennt und die positiven Seiten seines Charakters betont. Das dauert oft sehr lange, denn gefühlsbedingte Barrieren, die über Jahre hinweg aufgebaut wurden, können nicht in kurzer Zeit beseitigt werden. Der Neurotiker muß sich zur Selbsterziehung zwingen; er muß lernen, realistisch zu fühlen und zu denken. Die N. kann viele Formen und Namen haben, z. B. Nervenzusammenbruch, Neurasthenie, Angstgefühl, Hysterie, Besessenheit und Zwangsvorstellung. Bei vielen Neurotikern manifestiert sich das Leiden in rein körperlichen Symptomen, die sich auf bestimmte Organe beziehen, z. B. auf das Herz (Herzneurose), auf den Darm (Colitis), auf die Glieder (hysterische Lähmungen) und auf die Geschlechtsorgane (Impotenz des Mannes, Frigidität der Frau).

Werden psychische Spannungen in scheinbar organische Erkrankungen umgewandelt, so spricht man von Organneurosen. Bei manchen Menschen kommt es durch eine starke Abneigung gegen ihre Beschäftigung und ihren Beruf zu Berufsneurosen, die sich z. B. in einem Schreibkrampf ausdrücken können. Auch Angstneurosen sind sehr weit verbreitet. Als erster hat Sigmund Freud zu Beginn dieses Jahrhunderts eine grundlegende Theorie der N. entwickelt.

 

 

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