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Impotenz

Impotenz heißt Unvermögen. Mit dem Wort Impotenz wird das Unvermögen des Mannes, den Beischlaf auszuüben oder ein Kind zu zeugen, bezeichnet. Das ist zweierlei, und so unterscheidet man eine »Impotentia generandi« (Zeugungsunfähigkeit) und eine »Impotentia coeundi« (Beischlafunfähigkeit). Bei der Beurteilung sexueller Potenzstörungen des Mannes ist allerdings zu berücksichtigen, dass die sexuelle Leistungsfähigkeit des Mannes in den Entwicklungsjahren im Laufe von 23 Jahren ihren Gipfel erreicht und bereits vom 25. Lebensjahr an langsam wieder absinkt. Vom 45. oder 50. Lebensjahr an kommt es zu einem raschen Nachlassen der Potenz, sowohl in bezug auf den Geschlechtstrieb als auch auf die Frequenz des Geschlechtsverkehrs. Die absolute Impotenz ist relativ selten; wenn sie aber vorhanden ist, belastet sie den Mann sehr. Das Selbstwertgefühl vieler Männer kreist um ihre sexuelle Leistungsfähigkeit. Sexuelles Versagen wird als beschämende Schwäche erlebt. Hochgespannte Erwartungsangst (Hochzeitsnacht!) begünstigt das Auftreten der Impotenz. In solchen Fällen hilft sehr oft eine freiwillige befristete Abstinenzverpflichtung für etwa vier Wochen; dadurch schwindet die ängstliche Erwartungsspannung. Ist die sexuelle Intimität auf diese Weise vom Gefühl des Müssens und der Angst entlastet, so stellt sich eines Tages der normal
e Vollzug des Geschlechtsverkehrs von selbst ein. Wichtig ist es auch zu wissen, dass viele Psychopharmaka, die gerade ängstliche und nervösgehetzte Menschen einnehmen, eine potenzmindernde Nebenwirkung haben. Impotentia generandi: Bei ihr kann die Potentia coeundi, die Fähigkeit, den Beischlaf auszuüben, völlig erhalten sein. Sie macht sich dann nur beispielsweise dadurch bemerkbar, dass eine Ehe trotz des Wunsches nach Kindern kinderlos bleibt. Über das Thema Kinderlosigkeit ist gesondert gesprochen. Hier sei dazu gesagt, dass einer von vielen Gründen der Kinderlosigkeit auch die »Impotentia generandi« des Mannes sein kann. Der Arzt kann diese Frage meist leicht klären, wenn er das Ejakulat (die beim Samenerguß entleerte Samenflüssigkeit) mikroskopisch untersucht. Es kann sein, dass sich dabei ergibt, dass die Zahl der in dieser Flüssigkeit enthaltenen männlichen Samenzellen weit unterhalb der Norm liegt, oder dass die vorhandenen Samenzellen eine ungenügende Entwicklung aufweisen, oder auch, dass in dieser Flüssigkeit überhaupt keine Samenzellen vorhanden sind. Ursache für den zuletzt genannten Fall ist oft eine Verlegung der Nebenhoden bzw. der Samenleiter, durch die normalerweise die im Hoden gebildeten Samenzellen bei der Ejakulation in die Samenflüssigkeit gelangen (Verlegung z. B. infolge einer früher durchgemachten beiderseitigen Nebenhodenentzündung, die so abheilte, dass die feinen Gänge des Nebenhodens nunmehr verwachsen und damit undurchlässig sind). Eine andere Ursache ist z. B. das völlige Versagen der Keimschicht im Hoden, in der die Samenzellen gebildet werden, z. B. infolge einer früher durchgemachten Entzündung oder sonstigen schweren Schädigung der Hoden. Ursache für eine geringe Zahl von Samenzellen im Ejakulat oder von unterentwickelten oder mißgebildeten Samenzellen ist ein teilweises Versagen der Keimschicht im Hoden, z. B. infolge länger dauernder Hungerzustände, unzureichender Vitaminversorgung oder chronischer Gifteinwirkung. In manchen dieser Fälle hat sich die Zufuhr von Vitamin E (siehe dazu Vitamine) gut bewährt, um die Keimschicht des Hodens wieder voll funktionstüchtig zu machen. Bei der Verlegung der feinen Nebenhodengänge kann manchmal eine Operation, die die Bildung neuer Ausführungsgänge für die im Hoden entstehenden Samenzellen anstrebt, die Potentia generandi wiederherstellen. Impotentia coeundi: Die Unfähigkeit des Mannes, den Beischlaf auszuüben, ist eine Störung, die in jeder Phase des Beischlafs (Coitus) ihre eigentliche Wurzel haben kann. Es kann ein Nichtentstehen des körperlichen Verlangens (Libido) vorliegen oder ein Nichtentstehen bzw. ein zu schnelles Wiederabklingen der Aufrichtung des Gliedes (der Erektion) oder ein Nichteintreten der höchsten Erregungssteigerung, die zur »Erlösung« (Orgasmus) aus dieser Erregung führt, oder schließlich ein Nichteintreten eines eigentlichen Samenergusses trotz Zustandekommens des Orgasmus. Es gibt für alle diese Störungen körperliche Ursachen, so unter vielen anderen z. B. die Bildung eines kleinen Polypen (pilzförmige Schleimhautwucherung) in der hinteren Harnröhre, die zu entsprechenden Empfindungsstörungen bzw. Störungen des Empfindungsablaufs führt, und so ist es in jedem Fall von Impotenz notwendig, zunächst eine gründliche fachärztliche Untersuchung herbeizuführen, um zumindest das Vorliegen einer solchen körperlichen Ursache auszuschließen. Liegt etwa eine derartige körperliche Ursache der Impotenz vor, dann muss natürlich zunächst diese durch entsprechende örtliche Behandlung beseitigt werden, und war sie die einzige Ursache, so wird damit auch die Impotenz behoben sein. In den meisten Fällen aber ergibt die körperliche Untersuchung keine Ursache der Impotenz, denn viel häufiger wird sie durch seelische Hemmungen hervorgerufen, so etwa durch unterbewusste Ablehnung der Partnerin, ein früheres schreckhaftes Erlebnis, die Furcht vor dem Versagen usw. Diese Störungen bedürfen einer entsprechenden seelischen Behandlung, wie sie näher unter Psychotherapie beschrieben ist, um die Impotenz zu beseitigen, denn es hilft nicht, wenn der Betroffene meint, eine solche seelische Hemmung durch besonderen Willensaufwand überwinden zu können. Der normale Ablauf der körperlichen Phasen während des Beischlafs geht ohne gedankliche Kontrolle des körperlichen Geschehens vor sich, es sind keine »willkürlichen« Ereignisse, sondern »unwillkürliche«, und die Absicht, sie mit Willen zu lenken, führt erst recht zu ihrer Störung. – Von einer Behandlung der Impotenz allein mit Hormonpräparaten ist bei einem sonst gesunden Mann nur selten ein bleibender Erfolg zu erwarten. Gleiches gilt im Allgemeinen für »Aphrodisiaka« (Mittel gegen »Mannesschwäche«). Auch wenn sie geeignet sind, die Erregbarkeit zu steigern, ist es recht fraglich, wie weit sie zur Behebung einer wirklichen Impotenz geeignet sind, die recht oft gerade in einer dem Betroffenen unbewussten inneren Übererregung und ängstlichen seelischen Überspannung ihre Ursache hat. In einem solchen Fall wäre z. B. ein Beruhigungsmittel eher am Platz als ein noch zusätzlich erregendes Aphrodisiakum. Im Rahmen der, wie gesagt, immer anzuratenden Psychotherapie kann jedoch die Verordnung eines entsprechenden Präparats durch den Arzt in dafür geeigneten Fällen dazu beitragen, dass sich die Potenz möglichst bald wieder einstellt. Hier sei anhangsweise noch ein Beispiel für eine verhältnismäßig häufige Störung der normalen Potenz erwähnt, die durch eine Verschiebung der einzelnen oben erwähnten Phasen im Ablauf des Beischlafs entsteht, das ist die sogenannte »Ejaculatio praecox« (vorzeitiger Samenerguß). Bei dieser Potenzstörung kommt es schon sehr schnell nach Eintritt der Erektion zur Ejakulation, also zum Samenerguß. Dadurch ist die Möglichkeit des Beischlafvollzuges bereits beendet, nachdem sie kaum erst entstanden war, und so ist die »Ejaculatio praecox« eine Form der Potenzstörung, die für beide Partner, für Mann und Frau, zu einem nervösen Enttäuschtsein statt zu einer glücklichen Entspannung führt. Für die Behandlung dieser Ejaculatio praecox gilt ebenfalls das, was bereits oben über die Behandlung der Impotenz gesagt wurde: Zunächst ist eine eingehende körperliche Untersuchung und gegebenenfalls eine entsprechende örtliche Behandlung notwendig, denn nicht selten ist ein kleiner Schleimhautpolyp in der hinteren Harnröhre Ursache dafür, dass der Reflex der Samenentleerung zu frühzeitig eintritt. Stellt sich bei der Untersuchung keine organische Veränderung heraus, so ist eine seelische Behandlung durch einen auf diesem Gebiet erfahrenen Arzt notwendig, die dann in den allermeisten Fällen verhältnismäßig schnell zu einer Beseitigung dieser Potenzstörung führt.

 

 

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