Gesundheitslexikon
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Knochenbruch

(Fraktur). Der Laie hat eine verhältnismäßig einfache Vorstellung vom Knochenbruch. Er denkt an das Bild eines zerbrochenen Spazierstocks, wenn er sich einen zerbrochenen Knochen vorstellen will, und sieht im Geist einen großen Gipsverband, wenn er an die Heilung eines Knochenbruchs denkt. Ganz so einfach ist das alles nicht: Es gibt sehr verschiedene Brüche, ferner aber ist ein Knochen ein lebendes Gewebe, kein toter Stock, und was sich unter dem schützenden Gipsverband als Heilungsprozeß abspielt, ist ein recht verwickelter Vorgang. Entsteht durch eine äußere Gewalteinwirkung ein Knochenbruch, so bildet sich eine Schwellung in der Umgebung der Bruchstelle; das gebrochene Glied schmerzt stark bei jedem Bewegungsversuch, die normal
e Verlaufslinie des Knochens ist abgeknickt, die Gebrauchsfähigkeit des betroffenen Gliedes erheblich gemindert. Die Anschwellung wird zum Teil durch die bei dem Bruch entstandenen Gewebstrümmer verursacht; sie sind selbst in diesem Zustand, der sie als Schutt erscheinen lässt, noch von großer Wichtigkeit für die anschließenden Wiederaufbauvorgänge, denn aus ihnen wird bei der Bruchheilung zum großen Teil das dazu nötige Material genommen. Es wird eine Art Kittgewebe gebildet, das nicht nur zwischen den Bruchenden liegt, sondern auch außen um die Bruchstelle herum. Aus diesem Kittgewebe wird dann im Laufe der Heilung die Knochensubstanz, die die beiden Bruchenden wieder fest miteinander verbindet, und mit dem Festwerden dieser Verbindung verschwindet langsam auch wieder das Kittgewebe. – Je nach dem Verlauf der Bruchlinie (Queroder Schrägbruch, Längsoder Splitterbruch) nimmt der Heilungsvorgang eines Knochenbruchs verschieden lange Zeit in Anspruch. Es ist selbstverständlich, dass ein so wichtiger natürlicher Heilungsvorgang neben der durch den Gipsverband geschaffenen völligen Ruhigstellung des Bruches auch bester Zufuhr aller notwendigen Stoffe bedarf. So kommt es sowohl auf eine ordentliche Blutversorgung der Bruchstelle und auf das Unversehrtsein der zu ihr führenden Nervenbahnen als auch auf eine ausreichende Versorgung des ganzen Körpers mit den notwendigen Nährstoffen, Vitaminen und Hormonen an. Manchmal beobachtet man, dass ein Bruch nicht richtig knöchern verheilt, sondern dass nur eine weiche bindegewebige Verbindung zwischen den Bruchenden eintritt, wenn eine der eben erwähnten Vorbedingungen nicht ausreichend erfüllt ist. Die Bruchenden bleiben dann gegeneinander –fast so, als stünde dort ein Gelenk – beweglich: es ist ein »falsches« Gelenk (Pseudarthrose) entstanden. Die Beseitigung dieser Fehlheilung erfordert oft einen operativen Eingriff, der dann die Voraussetzungen für eine endgültige knöcherne Vereinigung der Bruchenden schafft. Der übliche geschlossene Knochenbruch erfordert zunächst eine exakte Gegenüberstellung der Bruchenden. Das Röntgenbild gibt dem Arzt darüber Aufschluß, ob der Knochenbruch auch so gut wie möglich »eingerichtet« ist. Sodann sorgt der meist mehrere Wochen liegenbleibende Gipsverband dafür, dass die Bruchenden in Ruhe miteinander verheilen können. Anschließend an das endgültige Abnehmen des Gipsverbandes ist im Allgemeinen noch eine Nachbehandlung mit Massage und Bewegungsübungen notwendig, um die inzwischen eingetretene Schwächung der Muskulatur des betroffenen Gliedes wieder auszugleichen. In manchen Fällen ist ein Streckverband erforderlich, bei dem der Bruch durch den Zug von Gewichten in der gewünschten Stellung gehalten wird; die Gewichtsbelastung erfolgt dabei sehr oft über einen durch den Knochen gebohrten und mittels Bügel gespannten dicken Stahldraht. –Heute macht die operative Frakturbehandlung viel von sich reden. Mittels Marknagel, Zugschraube, Druckplatte, Winkelplatte und anderer Behelfe wird eine stabile innere Schienung des Knochenbruches versucht. Diese Methoden der operativen Knochenbruchbehandlung werden insgesamt als Osteosynthese bezeichnet. Erfolgt die Verschraubung der Knochenbrüche unter Druck, so spricht man von einer Druckosteosynthese. Man nennt sie auch AOVerfahren, weil die Richtlinien von der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese ausgearbeitet wurden. Die Vorteile der modernen operativen Frakturbehandlung sind: Möglichkeit, schwerste; ausgedehnte Trümmerfrakturen zuverlässig zu versorgen, so dass wesentlich bessere Ergebnisse als bisher erzielt werden können; Abkürzung des Krankenhausaufenthaltes und der Arbeitsunfähigkeit; Fortschritte in der Wiederherstellungschirurgie. Allerdings handelt es sich bei der Osteosynthese um überaus schwierige Behandlungsverfahren, die nur von besonders geschulten und erfahrenen Chirurgen beherrscht werden. Von einem offenen Knochenbruch spricht man, wenn die Knochenbruchstelle durch gleichzeitige Weichteilverletzung mit der »Außenwelt« in offener Verbindung steht. Ein solcher Knochenbruch erfordert eine operative Versorgung bereits in den ersten Stunden nach der Verletzung, vornehmlich auch, um eine zusätzliche Infektion der »offenen« Bruchstelle zu verhüten. Erste Hilfe bei Knochenbrüchen: bei offenen Knochenbrüchen Blutung stillen und Wunde verbinden; Ruhigstellung durch Verband oder Schiene. Der Laienhelfer darf nicht versuchen, den Knochenbruch einzurichten. Die Schiene wird in der vorgefundenen Lage des Bruches angelegt. Hierbei muss die Schiene auch die beiden der Bruchstelle benachbarten Gelenke umfassen, damit der Bruch wirklich fixiert wird. Behelfsschienen (Stöcke, Bretter usw.) sind an den Enden sowie gegenüber vorspringenden Knochenstellen zu polstern; sie werden stets über der Bekleidung angelegt. Die Schienen dürfen nicht zu fest angewickelt werden, weil es dadurch zu Störungen der Durchblutung und zu Druckschädigung von Nerven kommen könnte. – S. auch Krankentransport, Schädelbruch und Verbände.

 

 

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