Gesundheitslexikon
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Haar

Die ersten Haare, die der werdende Mensch bekommt, entwickeln sich beim Embryo gegen Ende des dritten Schwangerschaftsmonats in der Gegend der Augenbrauen. Mit der Geburt sind alle Haaranlagen vorhanden, sowohl die für die feinen »Lanugohärchen«, die die gesamte Haut, mit Ausnahme weniger Stellen, wie der Handflächen und der Rückseiten der Nagelglieder der Finger, bedecken, als auch die für die »richtigen« Haare auf dem Kopf und in der Achsel und Schamgegend, bei Männern noch in der Bartgegend und oft auch am Rumpf und an den Beinen. Die unterschiedliche Ausgestaltung des »Haarkleides« bei Mann und Frau ist von der Wirkung der Keimdrüsenhormone abhängig. Davon ist auch im Stichwort Geschlecht
gesprochen. – Jedes einzelne Haar ist etwas schräg in die Haut eingepflanzt; zu jedem zieht in der Haut ein kleiner Haarbalgmuskel, der »sein» Haar aufrichten kann. Das geschieht, wenn eine Gänsehaut entsteht. Die Betrachtung eines in der Haut steckenden Haares unter dem Mikroskop lässt, wie es in der Zeichnung in Sp. 315 dargestellt ist, folgende Einzelheiten erkennen: Die Haarwurzel steckt, von einer Wurzelscheide umhüllt, wie ein mit Papier umwickelter Zweig in einer ganz schlanken Vase. Diese »Vase«, der Haarbalg, hat einen stark ins Innere hinaufreichenden Boden. Dieser Bodenhügel wird durch die Haarpapille gebildet, ein kleines Wärzchen aus feinsten Blutgefäßen und Nervenfasern, das der Haarwurzel das Material zum Wachsen anliefert. Damit ihr sozusagen nichts davon entgeht, ist ihr unterster Teil zur Haarzwiebel knollig verdickt und diese Haarzwiebel von unten her eingedellt, damit sie fest auf der Haarpapille sitzen kann wie eine Kappe auf dem Kopf. – Das Haar wächst von der Haarzwiebel aus: indem sie neues Haargewebe bildet, schiebt sie das Haar immer weiter aus der Haut heraus. Mit dem von der Haarpapille angelieferten Material erhält sie zugleich auch das Pigment (feinste Farbstoffkörnchen), das von ihr in die Rindenschicht des Haars, das sie bildet, eingelagert wird und somit die Farbe des Haars bestimmt. Lässt im Laufe der Jahre die Pigmentzulieferung von der Haarpapille an die Haarzwiebel langsam nach, erscheint »außen« ein Haarschaft, der immer weniger Farbe hat: der Mensch wird grauhaarig und schließlich, wenn die Pigmentanlieferung zur Haarzwiebel ganz aufgehört hat, weißhaarig. Auch mit dem Kontakt zwischen der Kappe der Haarzwiebel und dem Kopf der Haarpapille hapert es dann etwas; so geraten kleine Luftbläschen zwischen die Zellen des neuentstehenden Haargewebes; und sie verleihen dann dem weißen Haar den schönen Silberglanz. In den ersten beiden Lebensjahrzehnten nimmt die Pigmentanlieferung zur Haarwurzel meist von Jahr zu Jahr zu: Viele Erwachsene mit dunklen Haaren waren früher hellblonde Kinder. Das Haar wächst so lange nach, wie die Haarpapille lebt. Ein gesunder Zwanzigjähriger hat durchschnittlich 80 000 Haare auf dem Kopf. Davon verliert er normalerweise täglich 30 bis 100 Haare (die durch Neubildung ersetzt werden). Die Kopfhaare haben eine durchschnittliche Lebensdauer von zwei bis vier Jahren; die Wimpern leben nur 100 bis 150 Tage. Die Eigenschaft der Kopfhaare, glatt oder kraus zu sein, ist durch erbliche Einflüsse bestimmt, wobei sich die Anlage zu krausem Haar gegenüber der zu glattem »durchsetzt«.

 

 

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