Gesundheitslexikon
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Stuhlverstopfung

(Obstipation). Der Dickdarm entspricht einem Rohr, dessen Wand aus lauter kleinen Muskelfasern besteht. Durch ihre Bewegungen wird der Inhalt des Dickdarms weiterbefördert. Diese Weiterbeförderung wird sowohl dann zu wünschen übriglassen, wenn die Bewegungen der Muskelfasern seiner Wand zu schwach sind, als auch dann, wenn diese Muskelfasern sich krampfartig zu stark anspannen. So gibt es — abgesehen von jenen seltenen Fällen, in denen krankhafte Formen des Darmrohrs eine glatte Weiterbeförderung hindern — zwei sehr unterschiedliche Arten von Verstopfung: die durch eine ständige Schwäche der Darmmuskulatur und die durch eine Verkrampfung der Darmmuskulatur. Diese Unterscheidung ist praktisch sehr wichtig, weil beispielsweise ein Abführmittel
, das die Darmmuskulatur zu stärkerer Bewegung anregt, dann gerade fehl am Platze ist, wenn etwa eine Verkramp. fung der Darmmuskulatur, also eine schon zu starke Bewegung dieser Muskelfasern, die Ursache dieser Verstopfung ist. Zur Behandlung einer Stuhlverstopfung, die nur kurze Zeit dauert, dienen die üblichen Abführmittel. Die harmlosesten (weil sie keine besonderen chemischen Stoffe enthalten, die etwa die Darmwand reizen könnten) sind die »Bittersalze« (z. B. Karlsbader Salz). Sie wirken weder anregend noch dämpfend auf die Darmmuskulatur, sondern verhindern einfach die übliche Eindickung des Darminhalts Er bleibt wasserhaltiger, also dünner, und verlässt dadurch leichter wieder den Darm — Zur Behandlung der plötzlichen Stuhlverstopfung, wie sie bei manchen akuten Allgemeinkrankheiten auftreten kann, dient das Klistier. Darüber ist unter Darmeinlauf Näheres gesagt. — Zur Behandlung einer chronischen Stuhlverstopfung — die ein ständiges Leiden darstellt und das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen kann (siehe dazu auch Verdauung — ist es in jedem Fall notwendig, zunächst vom Arzt feststellen zu lassen, ob es sich um eine Verstopfung infolge einer zu schwachen oder infolge einer »krampfigen« Arbeit der Darmmuskulatur handelt, und danach dann das Mittel zu wählen, das die falsche Funktion der Darmmuskulatur ausgleicht. Dieses Mittel sollte aber in Jedem Fall nicht unentwegt in Gebrauch bleiben, sondern nur dazu dienen, den Darm zur richtigen Funktion zu erziehen, damit er eines Tages wieder von selbst regelrecht arbeitet. Deshalb ist zugleich auch eine entsprechende Regelung der Er• nährungs und Lebensweise wichtig. Dazu folgende Richtlinien: Die Ernährung soll prinzipiell genügend viel »Ballaststoffe« (Zellulose, s. Verdauung) enthalten, um sie Darmmuskulatur zu gleichmäßiger Tätigkeit anzuregen. Als Beispiel sei hier ne ausreichende Menge Obst in der täglichen Ernährung und die Bevorzugung on Vollkornbrot erwähnt. Weitere Einelheiten für die am besten geeignete Erährungsweise muss der Arzt je nach den Besonderen Umständen beim einzelnen Patienten bestimmen. Zur Regelung der ebensweise hier dies: Das geeignete Abführmittel soll zunächst in einer so hohen osis am Abend eingenommen werden, aß auf alle Fälle am folgenden Morgen in Stuhlgang ohne wesentliche Schwierigkeiten erfolgt. Es wäre also falsch, zu möglichst kleine Mengen des Mittels zu nehmen, »um sich nicht zu sehr daran zu gewöhnen«. Dadurch würde der erwünschte Erfolg niemals richtig eintreten und eine Steigerung der Dosis doch notwendig werden. Gerade der umgekehrte Weg ist der richtige. In den ersten agen der Behandlung einer chronischen Verstopfung soll eine verhältnismäßig große Dosis des Mittels genommen werden. Diese Dosis wird dann für etwa eine der zwei Wochen beibehalten. Zugleich t es von ausschlaggebender Wichtigkeit, aß der Gang zur Toilette jeden Morgen ets um die gleiche Uhrzeit angetreten wird und dass er zu einer anderen Tageszeit auch dann möglichst vermieden wird, enn sich unvorhergesehen das Bedürfnis azu einstellt. Absicht dieser Behandlungsweise ist es, den Darm mit Hilfe des ittels wieder langsam an eine ganz regelmäßige Tätigkeit zu gewöhnen. Ist diese Gewöhnung an eine regelmäßige Stuhlenterung zu einer bestimmten Uhrzeit am Morgen im Laufe der ersten zwei Wochen on ein wenig eingetreten, so wird nun langsam die tägliche Dosis des Abführmittels vermindert. Dazu kann sich der tient ruhig Zeit lassen, indem er sich ispielsweise vornimmt, diese Dosis täglich um eine so kleine Menge zu vermindern, dass er erst nach vier oder sechs Wochen soweit gelangt ist, ganz ohne das Mittel auszukommen. Wird während dieser Zeitspanne die zunächst begonnene Lebensweise ganz konsequent weiter eingehalten, so gelingt es auf diese Weise am ehesten, die Funktion der Darmmuskulatur wieder so weit zu trainieren, dass sie schließlich auch ohne Abführmittel eine regelmäßige tägliche Stuhlentleerung gewährleistet (siehe auch Diät).

 

 

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