Gesundheitslexikon
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Fingerlutschen

Das Kind »erfaßt« die Welt vom ersten Tag des Lebens an mit seinem Mund: es saugt, um zu leben. Erst weit später greift es mit seinen Händchen nach allem – und steckt alles, was es er- greift, in den Mund, weil er immer noch das wichtigste Organ zum »Erfassen« (jetzt: zum Vertrautwerden mit einem fremden Gegenstand) ist. Bis schließlich die Hände allein genügen, um alles zu »erfassen«, zu »begreifen« – zu verstehen. Bei manchen Kindern bleibt da für einige Zeit noch ein Rest: Die Hand wird von der Umwelt zurückgenommen, die Finger oder der Daumen sind als lieber, noch ver- trauter Gegenstand im M und – » und dann ist alles wieder schön«. Ohne diese kleine Einleitung wäre die Äußerung eines sehr erfahrenen, berühmten Kinderarztes vielleicht nicht gleich verständlich: »Bei Kindern, die besonders hartnäckig lutschen, darf man annehmen, dass es ihnen an Mutterliebe etwas mangelt.« ( und wenn es daran etwas mangelt, dann
ist es eben schöner, wenn es noch so ist wie früher, als dieser Mangel noch nicht empfunden wurde.) Der kleine Konflikt löst sich mit dem Älterwerden meist von selbst; das Lutschen wird von selbst aufgegeben (je mehr man es überbewertet, um so später). Die Bedrohung der Zahnstellung durch Fingerlutschen ist, von Ausnahmen abgesehen, meist nicht sehr groß, durch Daumenlutschen etwas größer (weil der Daumen dabei von innen her gegen den GeBissbogen des Oberkiefers drückt). Es kommt auf die Intensität des »Leidens an Fingerlutschen« an. Leichte Fälle brauchen nicht zu beunruhigen; schwere sollten mit einem erfahrenen Kinderarzt besprochen werden. Bei den Fällen, die dazwischenliegen, hilft Anstreichen der Finger mit etwas Bitterschmeckendem (z. B. Ochsengalle) selten, macht ständiges Mahnen nervös, ist Drohen mit dem »Schneider mit der großen Schere« gefahrvoll für die seelische Entwicklung des Kindes, ist Prügelstrafe indiskutabel, wirkt »dann will ich dich gar nicht mehr sehen« verschlimmernd. Wenn liebevolles Vertrauen zwischen Eltern und Kind die familiäre Atmosphäre bestimmt, hört das Fingerlutschen von selbst auf. Fürs Unterlassen des Lutschens eine kleine Belohnung auszusetzen, wirkt sich oft günstig aus.

 

 

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