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Akzeleration

Mit »Akzeleration« wird die Beschleunigung des Längenwachstums der heutigen Jugend – verglichen mit den vor ein paar Jahrzehnten geltenden Durchschnittszahlen – bezeichnet. Im Alter von 12 bis 15 Jahren »schießen die Jugendlichen schneller in die Höhe«, sie erreichen oft schon mit 17 oder 18 Jahren ihre volle Größe – früher war das zumeist erst nach dem 20. Lebensjahr der Fall; die heutige Generation wird um 510 cm größer, als ihre Eltern und Großeltern wurden; außerdem tritt die Pubertät um 12 Jahre früher ein. Vielleicht ist die bessere Ernährung der Heranwachsenden (höherer Eiweißgehalt der Nahrung, ausreichende Versorgung mit Vitaminen usw.) ein ursächlicher Faktor der Wachstums- und Entwicklungsbeschleunigung; vor allem dürften die Einflüsse des städtischen Lebens – ständige Reizüberflutung der Kinder und Jugendlichen –an der Akzeleration beteiligt sein. Die Akzeleration hat zwei beachtenswerte Nachteile: Dem Jugendlichen, der nicht wie früher sozusagen in Schüben größer wird, sondern ständig in die Länge wächst, fehlen die erholsamen Pausen, um die zu seiner Größe passende Muskulatur anzusetzen und »innerlich zu reifen«. So kommt es in den Entwicklungsjahren zu einem erheblichen Mangel an äußerer und innerer Harmonie, der dem jungen Menschen, ohne dass er es weiß und ohne dass er etwas dafür kann, das Leben schwer macht und zu manchen oft unverständlich erscheinenden Schwierigkeiten im Elternhaus, in der Schule oder in der Lehre führt. Der zweite Nachteil: Wenn beispielsweise ein Dreizehnjähriger so groß ist, dass er wie ein Sechzehnjähriger aussieht, wird er leicht in die Gefahr kommen, dass man von ihm Verhalten und Verständnis eines Sechzehnjährigen erwartet, obwohl er doch noch ein Kind von dreizehn Jahren ist. Für die Eltern ergibt sich die Aufgabe, sich durch die äußere Größe nicht täuschen zu lassen, sondern bei allen Forderungen das tatsächliche Lebensalter ihres Kindes zu bedenken, mit Kritik sparsam und mit verständnisvoller Fürsorge und Förderung freigebig zu sein, damit ein guter Kontakt gewahrt bleibt, in dem der Heranwachsende langsam das an inneren Kräften und an Reife
nachholen kann, was er an Körperlänge bereits voraus hat. Besser als kritisierend von einem »Halbstarken« zu sprechen, ist es, daran zu denken, dass man es mit einem »Halbschwachen« zu tun hat, der die Nestwärme des Elternhauses sehr wohl noch braucht.

 

 

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